OECD warnt: Jüngere Generationen haben es schwer, den Lebensstandard zu halten.

Dr. Sch.- W. – 05/2019

Während noch 70% der Baby-Boomer Generation in ihren jungen Jahren (in ihren 20ern) zur Mittelschicht zählten, sind es in den jüngeren Generationen nur noch 60%. Diese Warnung sprach die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“ (OECD) in einer Studie aus unter dem englischen Titel „Under Pressure: The Squeezed Middle Class“. Zur Mittelschicht wird gezählt, wer effektiv über ein Einkommen zwischen 75% und 200% des nationalen Medians verfügt. Damit würde zum Beispiel – je nach Berechnungsmethode – in Deutschland bereits zur Mittelschicht zählen, wer als Single über ein Nettoeinkommen von ca. 1300,- monatlich verfügt. Wohlstand sieht anders aus. In Österreich z.B. gälte man damit als Geringverdiener.

Die OECD warnt insbesondere davor, dass sich im gleichen Zeitraum die Lebenshaltungskosten für die Mittelschicht schneller nach oben entwickelt haben, als die Inflationszahlen es nahelegen. Dies liegt vor allem an den steil steigenden Kosten für Wohnen. Ihr Anteil am verfügbaren Einkommen  eines Mittelstandshaushalts betrug in den 90er Jahren noch ein Viertel; heute ist es ein Drittel. Über die letzten beiden Dekaden sind Mietpreise dreimal schneller gestiegen als die Median-Haushaltseinkommen. Einer von fünf Mittelschicht-Haushalten gab mehr aus, als er einnahm, was das Risiko einer Überschuldung provoziert - mehr noch als bei Niedrig- oder Besserverdienern.

Die OECD hält daher einen umfassenden Aktionsplan zugunsten der Mittelschichten für erforderlich, beginnend mit einem besseren Zugang zu öffentlichen Leistungen und Sozialschutz bis hin zu Darlehen und Steuererleichterungen. Diese Forderung steht in einem erstaunlichen Kontrast zum sonstigen sozialpolitischen Mainstream internationaler Organisationen – einschließlich der EU –, die eher die Bezieher von Niedrigeinkommen oder ausgegrenzte Bevölkerungsgruppen fördern wollen.


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