Die überwiegende Mehrheit der Europäer befürwortet Impfungen, allerdings gibt es grobe Fehleinschätzungen zur vermeintlichen gesundheitlichen Gefahr durch Impfstoffe.

MMO – 05/2019

Ein Anfang ist gemacht

85% aller Europäer sind der Meinung, dass Impfstoffe Krankheiten wie Masern, Polio, Hepatitis und andere wirksam verhindern können. Dies hat eine Studie vom März dieses Jahres ergeben. Dabei wurden in ganz Europa 27.524 persönliche Interviews geführt, in Deutschland 1.507 davon.

Dies ist insbesondere deshalb eine gute Nachricht, weil nur der sogenannte Herdenschutz Kinder und Erwachsene schützt, die selbst aufgrund ihres Alters oder ihrer Vorerkrankungen nicht geimpft werden können. Auch 88% der befragten Europäerinnen und Euroäper wissen, dass Impfungen nicht nur dem Eigenschutz dienen, sondern auch wichtig sind, um andere zu schützen.


Dabei sind die Deutschen nicht nur leicht überdurchschnittlich vom Nutzen der Impfungen überzeugt, vor allem aber führen wir ganz eindeutig in Fragen der Dokumentation. Im Gegensatz zu europäischen 47% gaben 85% aller Deutschen an, ein Impfbuch zu besitzen. Ob dies an der bundesweiten Kampagne "Deutschland sucht den Impfpass" der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung liegt, ist nicht erfragt worden.


Auch wurden in Deutschland in den letzten fünf Jahren immerhin 69% aller Befragten selbst geimpft, im Gegensatz zu nur 45% in ganz Europa. Besonders bei der Impfquote ist in Europa also noch Luft nach oben.


Positiv zu vermerken bleibt, dass knapp 80% aller geimpften Europäerinnen und Europäer dies aufgrund einer Empfehlung ihres Arztes getan haben, 10% aufgrund einer Empfehlung der Gesundheitsbehörden. Dies zeigt ein großes Vertrauen der Menschen in medizinisches Fachpersonal.


Fakten statt Aberglaube

Trotz der positiven Einstellung der Menschen gegenüber modernen Impfstoffen sind - fälschlicherweise! - fast die Hälfte der Europäerinnen und Europäer (48%) davon überzeugt, dass Impfen häufig schwere Nebenwirkungen haben kann. Und es gibt immer noch 29% der Europäerinnen und Europäer, die der Aussage "Impfungen sind nur für Kinder wichtig" zustimmen.


Leider haben in den letzten Jahren Menschen begonnen, Fakten, die nicht in das eigene Weltbild passen, als Meinungen darzustellen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Falschinformationen über Impfungen als eine der zehn größten Bedrohungen der öffentlichen Gesundheit genannt. Daher ist wichtig, immer wieder zu wiederholen, dass es eine nicht verhandelbare Tatsache ist, dass Impfen Leben rettet und in den vergangen zwei Jahrhunderten viele ansteckende Krankheiten (fast) ausgerottet hat.


Um die wissenschaftliche Basis und den unbestreitbaren Nutzen von Impfungen wieder in den Mittelpunkt der Diskussion zu stellen und über weitere Forschung in dem Bereich zu sprechen, planen die Europäische Kommission und die WHO im September dieses Jahres einen gemeinsamen Impfgipfel in Brüssel.