Strategische Prioritäten für das europäische Normungssystem
Die Kommission legt ihr Arbeitsprogramm für 2020 vor.
SW – 11/2019
Die europäische
Normung soll die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen unterstützen und zur
Sicherheit von Produkten beitragen. Am 28. Oktober 2019 hat die EU-Kommission ihr jährliches Arbeitsprogramm mit Anhang für das Jahr 2020 vorgelegt. Sie stellt darin sowohl die geplanten Aufträge zur
Entwicklung oder Überarbeitung harmonisierter europäischer Normen als auch die
erweiterten strategischen Prioritäten für das kommende Jahr vor.
Normungsaufträge zur Unterstützung von EU-Rechtsvorschriften
Aus Sicht der Deutschen
Sozialversicherung stehen bei den geplanten Normungsaufträgen die Bereiche
Gesundheit, Arbeitsschutz sowie die Normung zur Unterstützung der Einhaltung
von Barrierefreiheitsanforderungen für Produkte und Dienstleistungen im Fokus.
Die Kommission beabsichtigt,
entsprechend der Richtlinie 2013/59/Euratom des Rates zur Festlegung
grundlegender Sicherheitsnormen für den Schutz vor den Gefahren einer
Exposition gegenüber ionisierender Strahlung, die Beauftragung harmonisierter
Normen für die Auslegung, die Herstellung, die Einrichtung, die Verwendung und die
Leistungsüberprüfung von Radionuklid-Kalibratoren. Durch die Überprüfung der verabreichten
Strahlendosis bei der Patientenbehandlung mit Radionuklid-Kalibratoren möchte die
Kommission zum Dosis-Optimierungsprozess beitragen.
Mit der Überarbeitung der Normen, die der Unterstützung der Richtlinie 2014/34/EU zur
Harmonisierung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten für Geräte und
Schutzsysteme zur bestimmungsgemäßen Verwendung in explosionsgefährdeten
Bereichen dienen, soll dem technologischen Fortschritt Rechnung getragen werden.
Ferner möchte
die Kommission harmonisierte Normen zur Unterstützung der Einhaltung von
Barrierefreiheitsanforderungen für Produkte und Dienstleistungen nach der
Richtlinie (EU) 2019/882 beauftragen. Ziel ist es dabei, die von Herstellern und Dienstleistern
verwendeten Ansätze zur Einhaltung bestimmter Merkmale der Barrierefreiheit zu harmonisieren.
Strategische Ausrichtung der Normung
Neben der
Normung zur Unterstützung bestehender EU-Rechtsvorschriften ist auch die
strategische Ausrichtung für das europäische Normungssystem von Interesse. Im Mittelpunkt stehen
hierbei unter anderem die Cybersicherheit und der Schutz vor Cyberangriffen, was im
Hinblick auf die Sicherheit von Maschinen und den Umgang mit diesen am
Arbeitsplatz auch im Bereich des Arbeitsschutzes zunehmend von Interesse ist. Die
Kommission möchte, dass sich die europäischen Normungsorganisationen auf die Entwicklung
von Normen zur Verbesserung von Sicherheitsprotokollen, zur Früherkennung und
Eindämmung von Cyberangriffen sowie zur Gewährleistung der Interoperabilität
unterschiedlicher Internet of Things-Netzwerke konzentrieren.
Einen weiteren
Fokus bildet das europäische Austauschformat für elektronische Patientenakten.
Die Kommission möchte, dass die Normungsorganisationen die Einführung des von
ihr empfohlenen Formats unterstützen. Hierzu sollen Normen zum Schutz von
Patientendaten entwickelt und die Sicherheit von Netzwerk- und Informationssystemen
gewährleistet werden, auf die sich elektronische Patientenakten stützen.
Nach
Vorstellung der Kommission sollten europäische Normungsorganisationen auch dem Thema
„Künstliche Intelligenz“ (KI) und der Entwicklung von Normen, die den europäischen
Ansatz für den Betrieb KI-basierter Systeme widerspiegeln, hohe Priorität
einräumen. Die Normung soll bei der Bewältigung der Herausforderungen helfen,
die die KI-Technologie mit sich bringt, insbesondere im Hinblick auf
Sicherheit, Haftung und ethische Gesichtspunkte.
Ausblick
Wie bereits in
ihrem Arbeitsprogramm für europäische Normung 2019 angekündigt, möchte die Kommission die wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen
Auswirkungen der Normung näher beleuchten. Sie wird hierzu eine Studie in Auftrag
geben, deren Ergebnisse im Jahr 2021 vorliegen sollen.