
Digitale Gesundheitsversorgung in Europa
Zukünftige digitale Handlungsfelder der Europäischen Kommission.
RB – 12/2019
Die neue Kommission ist seit dem 1. Dezember
im Amt. Vytenis Andriukaitis wurde von Stella Kyriakides als
Gesundheitskommissar abgelöst.
Andriukaitis arbeitete bis zuletzt mit
hohem Engagement für die Weiterentwicklung Europas im Bereich Gesundheit. Am
13. November 2019 war er beim Kongress des European Patient Forum
(EPF) geladen und sprach über die Rolle der Patientinnen und Patienten in der Versorgung, seine
Amtszeit und die digitale Transformation der Gesundheitsversorgung in der
Europäischen Union.
Rolle der Patientinnen und Patienten
In seiner Rede griff Andriukaitis die fünf „E“ der
Patient Empowerment Campain des EPF auf: education, experience, expertise, equality und
engagement.
Education
Patientinnen und Patienten sind heute gut informiert und können
sich Wissen aneignen, um ihre eigene Gesundheit aktiv zu beeinflussen. Großen
Einfluss auf die Gesundheit hat die individuelle Gesundheitskompetenz.
Andriukaitis betonte in diesem
Zusammenhang, dass das große Informationsangebot auch die
Herausforderung mit sich bringt, dass Falschinformationen und Ängste, zum
Beispiel beim Impfschutz, verbreitet werden.
Entscheidend sei, die europäische
Zivilbevölkerung mit verlässlichen und objektiven Informationen zu versorgen,
um das Vertrauen in die Systeme und Methoden der Prävention und Versorgung zu
sichern. Digitale Kommunikationsmedien können zur Aufklärung der EU-Bürger
beitragen.
Experience
Als zweiten Punkt griff Andriukaitis das Erleben
von Gesundheitsversorgung und -services auf. Ihrer Digitalisierung kommt in den kommenden Jahren eine tragende Rolle zu. Digitale Anwendungen unterstützen, fragmentierte Versorgungsstrukturen zusammenzuführen und die Versorgung durch digitale Anwendungen am Patienten erlebbar zu machen.
Auf Ebene der Europäischen Union (EU) wird digitale Versorgung für
Patientinnen und Patienten durch das eRezept zunehmend konkret. Seit Jahresbeginn wurden in
drei Mitgliedstaaten 4.000 eRezepte ausgetauscht. Die ersten Länder haben
begonnen, Patientenakten auszutauschen. Die Europäische Kommission unterstützt den
EU-weiten Datenaustausch mit dem im Februar 2019 gemachten Vorschlag zum Europäischen Austauschformat Elektronischer Patientenakten.
Expertise
Zum Prinzip der Expertise griff Andriukaitis
die Europäischen Referenznetzwerke (ERN) auf. Sie gelten als gutes Beispiel für den Erfolg einer
grenzüberschreitenden, spezialisierten Versorgung. Seit dem Jahr 2017 sind 24 ERN etabliert
und verbessern die Versorgung von Patienten mit seltenen Erkrankungen.
Am 25. Juni hat das ERN Gremium der
Mitgliedstaaten eine Stellungnahme zur Integration der ERN in nationale Gesundheitssysteme der Mitgliedsstaaten
veröffentlicht.
Im Bereich der Digitalisierung strebt die
Europäische Kommission weitere Initiativen an. Die im Programm
Horizon Europe eingeplante Finanzierung von Innovationen werden
voraussichtlich, so der Vorschlag der Europäischen Kommission, in das „Digital
Europe Programme“ eingebettet. Das Digital Europe Programm sieht vor, mit
einem Budget von 9,2 Milliarden Euro die Innovationsfelder Digital transformation
& interoperability, high performance computing, artificial intelligence, cybersecurity
& trust und advanced digital skill zu fördern.