Roadmap eines sozialen Europas
Startschuss für neue Initiativen der Kommission im Sozialbereich
IF – 01/2020
Die Europäische Kommission legte am 14.
Januar 2020, die im Vorfeld von Sozialkommissar Nicolas Schmit als Roadmap
eines sozialen Europas angekündigte Mitteilung zum „Aufbau eines starken sozialen Europas für gerechte Übergänge“ vor.
Darin wird dargelegt, wie die europäische
Sozialpolitik in Zukunft dazu beitragen wird, die Herausforderungen und Chancen
in der heutigen Arbeitswelt zu meistern. Es werden für die kommenden Monate Maßnahmen
vorgeschlagen und Feedback auf allen Ebenen im Bereich Beschäftigung und
soziale Rechte eingeholt. Ziel soll sein, weitere Verbesserungen der Lebens- und
Arbeitswelt der Bürgerinnen und Bürger zu ermöglichen.
Stärkung der Säule sozialer Rechte
Aufbauend auf der europäischen
Säule sozialer Rechte sollen die bestehenden 20 Prinzipien in einem
Aktionsplan zusammengefasst werden. Die Europäische Kommission fordert daher
alle Mitgliedsländer auf, ihre Standpunkte zum weiteren Vorgehen sowie ihre
Pläne zur Erreichung der Ziele der Säule vorzulegen. Diese werden in die
Ausarbeitung eines Aktionsplans für das Jahr 2021 einfließen.
Weitere Themenfelder wie Digitalisierung in
der Arbeitswelt, der Kampf gegen Krebs und Maßnahmen im Arbeits- und Sozialschutz
sollen verbessert werden, um so mehr auf die Bedürfnisse der Menschen einzugehen.
Der Fortschritt soll kein Hindernis sein und niemand darf auf der Strecke
bleiben.
Mehr Sozialschutz und mehr Wohlbefinden im Alter
Schon in Ursula von der Leyens Antrittsrede
hat sie auf die Absicherung aller Beschäftigten abgezielt und nun soll dies in
Form eines Gipfels für Plattformarbeiter münden, welcher für das 3. Quartal
2020 geplant ist. Soziale Gerechtigkeit soll Grundlage sein, dass Wohlstand mit
höherem Lebensstandard bis zur Rente und darüber hinaus, unabhängig von der
Beschäftigungsform, erreicht werden soll.
Zudem wird ein Grünbuch zum Thema
Aktives Altern und ein Demografiebericht erstellt, um Maßnahmen für diese
positiven, aber finanz- und gesundheitspolitisch herausfordernden Entwicklungen
festzulegen.
Großes Europa-Wahlkampfthema "Mindestlohn" nimmt Gestalt an
Der Start für die erste Konsultationsphase
für die Schaffung eines Europäischen Mindestlohn wurde mit den
Sozialpartnern, Unternehmen und Gewerkschaften hinsichtlich der Frage der
Einführung eines fairen Mindestlohns für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in
der EU bereits eingeleitet.
Mehr Gleichstellung der Geschlechter
Geplant ist die Verabschiedung einer
Europäischen Gleichstellungsstrategie und Einführung verbindlicher Maßnahmen
für mehr Lohntransparenz. Aufgrund der eigens dafür installierten
Gleichstellungskommissarin Helena Dalli können sich die EU-Länder nicht mehr
hinter nationalen Strategien verstecken, die hierfür als ablehnende Argumente
in den letzten Jahren hervorgebracht wurden.
Schleichender Eingriff in Nationalkompetenzen?
Die europäische Säule sozialer Rechte kann
eine Antwort auf diese grundlegenden Ziele sein, um funktionierende
Arbeitsmärkte und Sozialsysteme nachhaltig zu gewährleisten. Ob und in welchem Ausmaß die Verlagerungen von
nationalen zu europäischen Kompetenzen umgeschichtet werden sollen, ist noch unklar.