Das Gesundheitsprogramm der kroatischen Ratspräsidentschaft
Qualität und Sicherheit bei Organspenden sicherstellen – Dateninfrastruktur zum Nutzen der Solidargemeinschaft.
RB – 02/2020
Seit Jahresbeginn hat Kroatien den Vorsitz im Rat der Europäischen
Union. Neben vielen anderen wichtigen Themen haben sich die Kroaten auch einige
wichtige Anliegen aus dem Gesundheitsbereich für die Zeit ihrer Präsidentschaft
vorgenommen.
Transplantation und Organspende
Dem Programm der
Kroaten ist zu entnehmen, dass sie ihre Erfahrungen im Bereich der
Organtransplantation und Organspende einbringen möchten. Ziel ist es,
Möglichkeiten einer engeren und besseren Zusammenarbeit zwischen den
Mitgliedstaaten in diesem Bereich auszuloten. Geltende Rechtsvorschriften und
Leitlinien tragen bereits zur Verbesserung der Verfügbarkeit, des effizienten
Zugangs, der Qualität und der Sicherheit von Organen in der EU bei. Die Impulse
der Kroaten könnten in einer Überarbeitung des in die Jahre gekommenen Aktionsplans im Bereich Organspende und
-transplantation münden.
Während der Laufzeit das letzten Aktionsplans von 2009-2015 konnten dadurch
4.600 zusätzliche Transplantationen in der EU durchgeführt werden.
Im Rahmen der kroatischen
Ratspräsidentschaft findet zu diesem Thema die „High-level conference on Transplantation and Organ Donation“ vom 16.-17. März in Zagreb statt.
Inhaltlich werden die Qualität und Sicherheit von Organspenden thematisiert.
Im europäischen
Vergleich führen die Mitgliedstaaten Spanien, Kroatien, Portugal und Belgien
die Länderliste der Spendenbereitschaft an. Deutschland ist im Ländervergleich am
unteren Ende der Liste platziert und somit als bevölkerungsstarkes EU-Mitglied auf
Importe aus dem Ausland angewiesen. Im internationalen Vergleich muss jedoch
berücksichtigt werden, dass nationale Spendensysteme (Widerspruchslösung oder
Entscheidungslösung) und definierte medizinische Voraussetzungen einer Organentnahme
variieren.
Vor dem
Hintergrund des Mangels an Spendeorganen hat der Bundestag am 16.01.2020 über
die zukünftige Organspendenpraxis in Deutschland abgestimmt. Zur Wahl standen
zwei konkurrierende Gesetzesentwürfe. Der Entwurf des
Bundesgesundheitsministers Spahn und des Abgeordneten Prof. Lauterbach zur
Regelung der doppelten Widerspruchslösung im Transplantationsgesetz, konnte
sich gegenüber dem Vorschlag der Abgeordneten Baerbock und Maag, zur Stärkung
der Entscheidungsbereitschaft bei der Organspende, nicht durchsetzen.
Mit dem Abstimmungsergebnis bleibt die „Entscheidungslösung“ zur Organspende
bestehen. Die Abgabe der Erklärung zur Organ- und Gewebespende wird zukünftig
auch in Ausweisstellen möglich sein. Darüber hinaus ist vorgesehen, dass
Hausärztinnen und Hausärzte im Gespräch ihre Patientinnen und Patienten
regelmäßig zur Eintragung in das bundesweit neu einzurichtende Online-Register
ermutigen.
Daten und Digitalisierung
Gesundheitsdaten müssen zum Nutzen der
Solidargemeinschaft verfügbar gemacht werden. Unter dieser Vorgabe sollen
Überlegungen zur sekundären Verwendung von Daten und die Errichtung einer
qualitativ hochwertigen und sicheren Dateninfrastruktur weiterentwickelt
werden.
Hierzu wird eine hochrangige Veranstaltung „e-Health
week Croatia“ vom 15.-17. April in Rovinj (Kroatien) im Rahmen der Ratspräsidentschaft
ausgerichtet. Die Veranstaltung steht im Einklang mit der Resolution zum Wandel
in Gesundheitswesen und Pflege im digitalen Binnenmarkt. Parallel zur Veranstaltung wird vor Ort eine
Konferenz der Mitgliedstaaten zu diesem Thema stattfinden.