
Europäische Kommission sagt der Schwarzarbeit den Kampf an
Gemeinsame Kampagne soll Bewusstsein schärfen.
TR – 04/2020
Durch die illegale Ausführung von Dienst- und
Werkleistungen als Teil der Schattenwirtschaft entgehen dem Fiskus und den
Sozialkassen jedes Jahr Milliarden Euro. Dagegen will die Europäische
Kommission nun länderübergreifend entschieden vorgehen. Nicolas Schmit,
EU-Kommissar für Beschäftigung und Soziales, startete die Aktion
am 2. März 2020 mit einer Videobotschaft: „Jede geleistete Arbeit ist wichtig,
und alle Arbeitnehmer haben Anspruch auf ihre sozialen Rechte. Mit dem heutigen
Start dieser Kampagne wollen wir, dass Arbeitnehmer, Unternehmer und Regierungen
zusammenkommen, um die Vorteile angemeldeter Arbeit anzuerkennen.“
Gemeinsam
soll ein Netzwerk aufgebaut werden, um die Zusammenarbeit zu intensivieren und
die Mitgliedstaaten dabei zu unterstützen, voneinander zu lernen. Dadurch
werden Veränderungen auf nationaler Ebene vorangetrieben und die Schwarzarbeit
in allen Formen besser bekämpft.
Europäische Plattform zur Bekämpfung nicht angemeldeter Erwerbstätigkeit
Vor genau vier Jahren wurde mit dem Beschluss
(EU) 2016/344 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 9. März 2016
eine Europäische
Plattform zur Stärkung der Zusammenarbeit bei der Bekämpfung nicht
angemeldeter Erwerbstätigkeit eingerichtet. Diese wird finanziert aus dem EU-Programm
für Beschäftigung und soziale Innovation (EaSI). Das Zwei-Jahres-Programm
der Plattform für 2019/2020 enthält 30 konkrete Maßnahmen und konzentriert sich
auf vier für illegale Beschäftigung besonders anfällige Wirtschaftszweige:
Landwirtschaft, Luftfahrt, Tourismus und das Hotel-, Restaurant- und
Gaststättengewerbe.
Die Bekämpfung der Schwarzarbeit korrespondiert mit der
Umsetzung der europäischen
Säule sozialer Rechte und der europäischen
Beschäftigungsstrategie und wird von den nationalen Behörden realisiert.
Die Kooperation wird in der Zukunft von der Europäischen
Arbeitsbehörde (ELA) in Bratislava koordiniert.
Ernüchternde Ergebnisse der aktuellen Umfrage
In einer Umfrage zum Thema „Schwarzarbeit in
der EU“ (Spezial-Eurobarometer 498) wurden im September 2019 in den Mitgliedstaaten
27.565 persönliche Interviews geführt (in Deutschland: 1.565). Die Betrachtung
der Nachfrageseite, der Angebotsseite sowie von Wahrnehmung und Akzeptanz
lieferte unter anderem folgende Resultate:
- 50% der Befragten schätzen das
Risiko, bei Schwarzarbeit ertappt zu werden, als gering ein (Deutschland: 58%).
- 33% kennen Personen, die arbeiten
und ihr Einkommen zum Teil oder überhaupt nicht den Steuer- oder
Sozialversicherungsbehörden melden (Deutschland: 28%).
- 10% haben in den letzten zwölf
Monaten für irgendwelche Waren oder Dienstleistungen bezahlt, bei denen sie
Grund zu der Annahme hatten, dass Schwarzarbeit im Spiel war, z. B. weil es
keine Rechnung gab oder keine Umsatzsteuer ausgewiesen wurde (Deutschland: 7%).
Dabei handelte es sich am häufigsten um Hausreparaturen/Renovierungsarbeiten,
Haare schneiden/kosmetische Behandlungen und andere Reparaturen (z. B. Mobiltelefon,
Auto).
Die Ergebnisse der Umfrage finden Sie unter diesem Link (Factsheets in national language/Germany auswählen).
Aktionswoche geplant
Neben der bis Juni 2020 laufenden
Social-Media-Kampagne (#EU4FairWork) soll eine Aktionswoche mit zahlreichen
Aktivitäten in allen EU-Ländern stattfinden, zum Beispiel Inspektionen in
Risikosektoren, Informationsveranstaltungen und Besuchen in weiterführenden
Schulen. Das gemeinsame Ziel besteht in der
Sensibilisierung und Überführung von Schwarzarbeit in angemeldete
Erwerbstätigkeit.