
Herausforderungen für Plattform-Arbeitende
Neue Studie der EU-Kommission veröffentlicht.
JS – 04/2020
Die EU-Kommission hat im März eine neue Studie zur Situation von Plattform-Arbeitenden veröffentlicht. Plattform-Arbeit wird
darin als jede Arbeit verstanden, die durch, auf oder vermittelt durch Online-Plattformen
erbracht wird.
Hiervon umfasst sind sehr unterschiedliche Arbeitsmodelle, zum Beispiel
ausschließlich online erbrachte Aufträge wie Graphik-Design, oder aber
Leistungen vor Ort, wie Fahr- und Lieferdienste.
Ziel der Studie war es primär herauszufinden, ob Maßnahmen
auf EU-Ebene in diesem diversen und wachsenden Markt notwendig sind, um die
Arbeitsbedingungen und soziale Absicherung der Plattform-Arbeitenden zu
verbessern, und wenn ja, welche.
Wie ist die Lage in den Mitgliedstaaten?
Analysiert wurde die Situation in jedem EU-Mitgliedstaat
sowie in Norwegen und Island.
Hierbei zeigte sich ein sehr unterschiedliches Bild.
Einheitlich war, dass es kaum gesetzliche Regelungen spezifisch für
Plattform-Arbeit in den EU-Ländern gibt. Im Fokus waren überwiegend
Wettbewerbs- und Marktregulierungen, weniger die Arbeitsbedingungen der
Menschen. Die Rechtsprechung zum Beispiel zum Beschäftigungsstatus ist
hingegen uneinheitlich.
Bieten die EU-Gesetze Antworten?
Weiter untersucht die Studie, ob und inwiefern die
bestehenden EU-Gesetze die Herausforderungen in der Plattform-Arbeit lösen
können. Als problematisch wird hierbei festgestellt, dass in den Regelwerken
zwischen Arbeitnehmenden und Selbständigen unterschieden wird. Je nach
Definition dieser Begrifflichkeiten durch die Nationalstaaten sind die
Regelwerke nicht für alle Plattform-Arbeitenden einschlägig.
Hervorgehoben werden die Richtlinie
2019/1152 über transparente und verlässliche Arbeitsbedingungen in der
Europäischen Union sowie die Datenschutz-Grundverordnung.
Laut der Studie klären beide Regularien mehrere der Problemfelder der
Plattform-Arbeitenden, jedoch nicht hinreichend.
Auch die neue „Platform-to-Business“-Verordnung
2019/1150 („P2B-Verordnung“) zur Förderung von Fairness und Transparenz für gewerbliche Nutzer von Online-Vermittlungsdiensten wird als wichtiger Schritt angesehen.
Allerdings stellt die Studie fest, dass noch unklar ist, welche Personenkreise
tatsächlich von dieser Verordnung umfasst werden.
Die zentralen Ergebnisse der Studie
Die zentralen Ergebnisse sind die folgenden:
- Für alle Plattform-Arbeitenden könnte ein
besserer oder ein besser für die Plattform-Arbeit geeigneter Schutz hilfreich
sein.
- Der Beschäftigungsstatus bleibt ein zentrales
Thema auf nationaler und EU-Ebene.
- Herausforderungen im Zusammenhang mit der
Vermittlung der Arbeit, unter anderem durch Algorithmen, werden insbesondere
auf nationaler Ebene weitestgehend nicht angegangen.
- Neben Regulierungsoptionen könnten freiwillige
Verhaltenskodizes oder Chartas für Plattformen förderlich sein.
- Der Mangel an Daten erschwert eine
hinreichende Aussage zu Plattform-Arbeit.