Strategie für die Gleichstellung von Frauen und Männern
Jahrelang diskutiert, aber immer unverbindlich - ein neuer Versuch.
IF – 04/2020
Zwei Frauen, Věra Jourová, Vizepräsidentin der Europäischen
Kommission für Werte und Transparenz, und Helena Dalli, Kommissarin
für Gleichstellung, durften Mitte März die europäische Strategie für die
Gleichstellung von Frauen und Männern vorstellen.
Die
Gleichstellungsstrategie 2020-2025 enthält wesentliche Maßnahmen für die
nächsten fünf Jahre und legt fest, dass die Europäische Kommission die
Gleichstellungsperspektive in allen europäischen Politikbereichen und in den
Kommissionsinitiativen beachten wird.
Starke Länderunterschiede in Sachen Gleichstellung
Kein einziger EU-Mitgliedstaat hat bisher eine vollständige
Gleichstellung von Frauen und Männern erreicht, trotz etlicher, aber meist
unverbindlicher nationaler Maßnahmen, sind Frauen nach wie vor in vielen
Lebensbereichen benachteiligt. Beginnend bei der Vereinbarkeit von
Beruf und Familie aufgrund fehlender Kinderbetreuungseinrichtungen
mit wenig flexiblen Öffnungszeiten oder gänzlich fehlender Ganztagesbetreuung im ländlichen
Raum. Dies führt wiederum zu mehr Teilzeit- statt Vollzeitbeschäftigung.
Starke Lohnunterschiede im Verhältnis zu den männlichen Erwerbstätigen bis hin zu Altersarmut von Frauen aufgrund existenzbedrohlicher minimaler Rentenansprüche sind weitere Gründe, um geschlechtsspezifische Lohn- und Rentengefälle zu beseitigen. Das geschlechtsspezifische Lohngefälle beträgt europaweit 16%, das Rentengefälle sogar 35%.
Hin zu einer Union der Gleichheit
Gleichstellungspolitik
und deren Ziele scheitern an der laschen Umsetzung in den Nationalstaaten.
Wesentliche Verbesserungen für eine Gleichstellung der Geschlechter wird nur sehr langsam erzielt, wobei die
geschlechtsspezifischen Unterschiede in den Lebensbereichen Arbeit, Lohn, Pflege
und Pensionen in allen Mitgliedsländern erkennbar sind. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat die Strategie bei ihrem Amtsantritt zuvor
angekündigt und wurde auch im Arbeitsprogramm der Europäischen Union verankert, siehe News 02/2020.
Zwei-Phasen-Strategie
Die Umsetzung
der Gleichstellungsstrategie soll in zwei Phasen verwirklicht werden:
1. Implementierung
von Maßnahmen zur Verwirklichung der vollständigen Gleichstellung der
Geschlechter.
2. Einbeziehung
der Geschlechteraspekte und deren Auswirkungen auf alle europäischen Politikbereiche.
Welche Maßnahmen sind geplant?
Große Pläne
hat die Kommission, um sich besonders um die sensiblen Themen wie die Beseitigung
geschlechtsspezifischer Gewalt, die Förderung der wirtschaftlichen Partizipation
von Frauen und die Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt sowie dementsprechende
Entlohnung zu erreichen. Trotz höherer Bildungsabschlüsse haben
Frauen einschneidende Karriereunterbrechungen aufgrund noch existierender Unvereinbarkeit von Beruf und Familie. Dies führt folglich zu weniger Aufstiegschancen.
Weiterer Schritt zur wirtschaftlichen Gleichstellung
Zeitgleich eröffnete die Europäische Kommission eine
öffentliche Konsultation
zur Entgelttransparenz zur Beseitigung des Gender Pay Gap. Die Präsentation
verbindlicher Maßnahmen ist bis Ende des Jahres geplant, um einen
weiteren Schritt zum Schließen der Lohnschere zu tätigen.