Robotik und Künstliche Intelligenz im Bereich sozialer Dienste
Studie untersucht Auswirkung der Nutzung digitaler Technologien.
SW – 05/2020
In Zeiten von
Ausgangssperre, häuslicher Quarantäne und sozialem Kontaktverbot lässt sich
durch die Versorgung mithilfe von Robotern, Telepräsenz und tragbaren Geräten
die Ansteckungsgefahr verringern und die Pflegekontinuität sicherstellen. Dies ist eine der Erkenntnisse einer Studie (liegt nur in Englisch vor) der Europäischen Stiftung zur
Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen (Eurofound) zum Thema „Die
Auswirkungen der Digitalisierung auf soziale Dienste“. Die Studie untersucht
die Nutzung digitaler Technologien im Bereich sozialer Dienste und politische
Maßnahmen zur Förderung des digitalen Wandels.
Die Nutzung
digitaler Technologien im Bereich der sozialen Dienste in Europa sei bislang
nicht in gleichem Maße untersucht worden wie ihre Nutzung im Gesundheitswesen. Die
Digitalisierung sozialer Dienste erfolge oft in Verbindung mit der
Gesundheitsversorgung, wie beispielsweise die Einrichtung von Datenbanken zur gemeinsamen
Nutzung von Gesundheits- und sozialen Datensätzen, oder im Rahmen breit
angelegter Reformen im öffentlichen Sektor. Sie ziele häufig darauf ab,
Kosteneffizienz zu erzielen und älteren Menschen länger ein unabhängiges Leben
zu ermöglichen.
Ergebnisse der Studie
Die Studie
kommt unter anderem zu dem Ergebnis, dass die Fragmentierung der Anbieter
sozialer Dienste sowie der von ihnen verwendeten Informationen und Technologien,
d.h. ihre fehlende Interoperabilität, sich negativ auf die Einführung digitaler
Technologien auswirkt. Mangelnde Fähigkeiten und Schulungen des Personals seien
auch ein Hindernis der Einführung digitaler Technologien.
Aufgrund hoher
Kosten, Sicherheitsbedenken sowie Widerstände bei Pflegekräften und in der
Öffentlichkeit würden Roboter in der sozialen Betreuung bislang nur in
begrenztem Umfang eingesetzt. Künstliche Intelligenz (KI) werde bei der Planung
der Ressourcenzuweisung und der Bearbeitung von Anträgen auf Bar- oder
Sachleistungen eingesetzt. KI könne darüber hinaus den individuellen Bedarf der
Nutzer von Dienstleistungen prognostizieren. Plattformen würden beispielsweise dazu
genutzt, um Anbieter und Nutzer von häuslicher Pflege und Kinderbetreuungseinrichtungen
miteinander in Kontakt zu bringen. Diese Technologie werde möglicherweise künftig
in den sozialen Einrichtungen, in denen das öffentliche Leistungsangebot
abnehmen werde, zunehmend zum Einsatz kommen.
Die Nutzung
digitaler Technologien bei sozialen Diensten könne jedoch Vorteile mit sich
bringen. So könnten digitale Technologien dazu beitragen, Kosten zu sparen,
weil möglicherweise kostspielige Pflege und intensivmedizinische Behandlung
nicht in Anspruch genommen werden müssten oder Betrug effizienter aufgedeckt und
knappe Ressourcen effizienter eingesetzt werden könnten. Die Automatisierung,
bzw. Reduzierung von Verwaltungsabläufen könne die Produktivität steigern und es
dem Pflegepersonal zum Beispiel erlauben, anderen Aufgaben mehr Zeit zu widmen.
Es gebe aber
auch Fälle, in denen die Digitalisierung zu einem höheren Aufwand führe, zum
Beispiel, wenn das Personal bei der Digitalisierung der Dienste mehr Zeit für
die Berichterstattung, die Überwachung oder die Unterstützung der Personen, die
die Dienstleistungen in Anspruch nehmen, benötige.
Empfehlungen an die Politik
Ein wesentlicher
Hinweis an die Politik, auch im Hinblick darauf, Widerstände zu überwinden und
Vertrauen der Nutzer in digitale Technologien zu schaffen, ist die Empfehlung,
die Bildung und die Fähigkeiten im digitalen Bereich zu stärken.
Die Überwindung
der digitalen Kluft sowie Investitionen in digitale Infrastruktur und
Kompetenzen seien entscheidend. Im Hinblick auf die COVID-19-Pandemie gelte
dies umso mehr, weil diese Technologien wichtige Instrumente zur Vermeidung von
Ansteckungen seien, so zum Beispiel Roboter, die auf Symptome testen oder
Reinigungsaufgaben durchführen, Apps, die zur Überwachung von Ansteckungsgefahren
eingesetzt werden, und Telemedizin, die zur Diagnose bei Menschen mit Symptomen
genutzt wird.
Der von der
Kommission angekündigte Aktionsplan für digitale Bildung liefere eine
Gelegenheit, diese Fähigkeiten zu verbessern. Darüber hinaus soll künftig auch
der InvestEU-Fonds durch Garantien aus dem EU-Haushalt der
Mobilisierung öffentlicher und privater Investitionen für Projekte in Kompetenzen,
Bildung, Forschung und Innovation sowie Digitalisierung dienen.
Eine
Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse und Empfehlungen in deutscher
Sprache finden sich unter folgendem Link.