EU-Parlament versagt Zustimmung zum Haushalt
Der Aufbaufonds sei ein historischer Schritt, die Kürzungen im Haushalt jedoch nicht hinnehmbar.
UM – 08/2020
Trotz des sichtbaren, harten Ringens der Länder um einen Kompromiss zum Wiederaufbauprogramm und zum Haushalt für die Jahr 2021 bis 2027 haben die EU-Parlamentarierinnen und EU-Parlamentarier in der letzten Sitzung vor der Sommerpause ihre Zustimmung zum
mehrjährigen Haushalt der Europäischen Union (EU) verweigert. Die massive
Kürzung der Zuschüsse führe dazu, dass der Haushalt ab dem Jahr 2024
unter dem Niveau von 2020 liegen würde. Damit sein die Umsetzung der
Verpflichtungen und Prioritäten der EU gefährdet.
Parlament will keine vollendeten Tatsachen akzeptieren
Wichtigen Leitprogrammen wie zum Klimaschutz, zum digitalen Wandel,
aber auch zur Gesundheit drohten, dass sie im nächsten Jahr weniger Geld
erhalten würden als zurzeit. Dies sei gerade bei Gesundheits- und
Forschungsprogrammen im Zusammenhang mit einer weltweiten Pandemie
gefährlich, so das Europäische Parlament (EP). Es bräuchte im Gegenteil
gezielte Erhöhungen für eine ganze Reihe von Programmen sowie für die
einschlägigen EU-Agenturen und die Europäische Staatsanwaltschaft.
Zwischen Rat und EP müsse deshalb ein zufriedenstellender Kompromiss
erzielt werden. Die Schlussfolgerungen des Rates stellten schließlich
nicht mehr als eine politische Einigung der Staats- und Regierungschefs
dar.
Kürzung der Zuschüsse im Aufbaufonds nicht gut
In seiner Entschließung vom 23. Juli hat das EP den 750
Milliarden Euro schweren Aufbaufonds im Rahmen der Wiederaufbauhilfe
NextGenerationEU ausdrücklich begrüßt. Die Kürzung der nicht
rückzahlbaren Zuschüsse auf 390 Milliarden Euro wäre jedoch bedauerlich.
Kunststoffabgabe ist nicht genug
Darüber hinaus sei das Problem der Gegenfinanzierung nicht gelöst.
Dazu müssten dem Haushalt mehr Eigenmittel zugeführt werden. Lösungen
ohne eine Reform des Eigenmittelsystems der Union, das auch eine Palette
neuer Eigenmittel umfassen sollte, würde das Parlament nicht
akzeptieren. Die erneut in die Diskussion gebrachte Kunststoffabgabe
würde nur einen ersten kleinen Schritt darstellen, um den Erwartungen
des Parlaments gerecht zu werden.
Die Verhandlungen zwischen Rat und EP beginnen im September.
Anschließend muss ein Kompromiss in den Mitgliedstaaten ratifiziert
werden, was bis Ende des Jahres geschehen soll. Das Zeitziel ist
ambitioniert. Sollte der neue Haushalt nicht rechtzeitig angenommen
werden, sieht Artikel 312(4) des Vertrages über die Arbeitsweise der
Europäischen Union (AEUV) eine vorübergehende Verlängerung der Obergrenze
und sonstigen Bestimmungen des letzten Jahres des vorangegangenen
Finanzrahmens bis zum Erlass der neuen Haushaltsverordnung vor.