
COVID-19 auch eine Chance für die Gesundheitspolitik?
Sonderausgabe „Eurohealth“ untersucht Reaktionen der Gesundheitssysteme.
JS – 11/2020
Die Europäische Beobachtungsstelle für Gesundheitssysteme
und Gesundheitspolitik (European Observatory on Health Systems and Policies),
das WHO-Regionalbüro für Europa und die EU-Kommission veröffentlichten am 3.
November 2020 eine Sonderausgabe von „Eurohealth“: „Antworten
der Gesundheitssysteme auf COVID-19“.
Hierin wird untersucht, wie die Krise genutzt werden kann,
um grundlegende Schwachstellen in den Gesundheitssystemen anzugehen. Die
Analysen stützen sich auf Informationen des Health System Response
Monitor (HSRM). Dieser wurde im April 2020 entwickelt, um aktuelle
Informationen über den COVID-19-Ausbruch zu sammeln und zu organisieren.
Gesundheitliche und politische Themenbereiche
In den Themenbereichen „Perspektiven auf COVID-19“, „Verhinderung
der Übertragung“, „Sicherstellung ausreichender Arbeitskräfte“, „Bereitstellung
effektiver Gesundheitsleistungen“, „Bezahlung der Leistungen“ und „Governance“
untersuchen Expertinnen und Experten unterschiedlicher Fachrichtungen politische
Entscheidungen, Fortschritte, aber auch Herausforderungen in den verschiedenen
Ländern.
Die Sonderausgabe schildert Erkenntnisse aus der Nutzung
neuer Wege bei der Bewältigung der Pandemie – wie Tracing Apps oder
Video-/telefonische Arztbesuche. Aus den vielfältigen Blickwinkeln der
Themengebiete zieht die Publikation politische Lehren für die Zukunft.
WHO-Regionaldirektor für Europa Dr. Hans Henri P. Kluge, Dr.
Josep Figueras (Direktor des Europäischen Observatoriums) und Sandra Gallina (Generaldirektion
Gesundheit und Lebensmittelsicherheit der EU-Kommission) führen aus, dass wir
mittlerweile umfangreichere Kenntnisse über das Virus haben. Es gebe Fortschritte
bei klinischen Behandlungen und der Anwendung von Intensivtherapien. Sie
fordern jedoch eine Beschleunigung der Umsetzung der Maßnahmen, insbesondere
der Präventionsmaßnahmen. Nur so könne ein Abflachen der aktuell in vielen
Ländern stark steigenden Kurve erreicht werden.
Schwachstellen in den Gesundheitssystemen
Im Hinblick auf die Gesundheitssysteme führen die Autorin
und die beiden Autoren in ihrem Beitrag aus, dass die Schwachstellen die Fehler
des letzten Jahrzehnts zeigen. Mängel in der Ansteckungsvermeidung oder in der
Begegnung der Sterblichkeitsproblematik in Pflegeheimen spiegeln nach ihren
Ausführungen die geringe Priorität wider, die der öffentlichen Gesundheit und
der Langzeitpflege im Laufe der Jahre eingeräumt wurde. Sie bemängeln die
fehlenden Investitionen in diesen Bereichen und fordern, dass politische
Entscheidungsträger das Engagement der Stakeholder nutzen und aufrechterhalten.
Funktionierende Innovationen sollen gestärkt werden. Ebenso sollen vor allem
Governance-Mechanismen gestärkt werden, um die notwendigen Änderungsprozesse zu
unterstützen.
Eurohealth ist eine vierteljährliche Veröffentlichung, in
der Forscherinnen und Forscher, politische Entscheidungsträger und Expertinnen
und Experten ihre Ansichten zu gesundheitspolitischen Fragen äußern und so zu
einer konstruktiven Debatte über die Gesundheitspolitik in Europa beitragen
können.