Kompetenzen für die Arbeitsmärkte der Zukunft
Beschäftigungsausschuss analysiert Europäische Kompetenzagenden 2010-2020.
JS – 11/2020
In den Jahren 2010, 2016 und zuletzt im Juli 2020 hat die
EU-Kommission eine neue Europäische Kompetenzagenda veröffentlicht. Darin ist ein deutlicher Änderungs- und Aufbauprozess im Hinblick auf Kompetenzen zu
erkennen, die beträchtliche politische Anstrengungen erfordern. Zu diesem
Ergebnis kommt eine im Oktober 2020 veröffentlichte Analyse des Ausschusses für Beschäftigung und Soziale Angelegenheiten (EMPL) des
Europäischen Parlaments.
Europäische Säule sozialer Rechte, Green Deal und digitale Agenda
Die EU steht im grünen und digitalen Wandel vor einigen
Herausforderungen. Diese Übergänge werden neue Arbeitsplätze schaffen, andere
werden sich verändern oder ganz verschwinden. Um neue Beschäftigungsfelder zu
erschließen, bedarf es der Investition in die Vermittlung von Kompetenzen.
„Die beste Investition in unsere Zukunft ist die Investition
in unsere Menschen. Qualifikation und Bildung sind der Motor für Europas
Wettbewerbsfähigkeit und Innovation“, so EU-Kommissionspräsidentin Ursula von
der Leyen bei der Veröffentlichung der aktuellen Kompetenzagenda im Juli 2020.
Diesen Wandel sieht auch der EMPL-Ausschuss in seiner
Analyse: die Agenda 2010 konzentrierte sich seinerzeit auf Beschäftigungs- und
Bildungsaspekte. Die beiden Agenden aus 2016 und 2020 legten ihren Fokus jedoch
auf die Entwicklung von Kompetenzen mit Blick auf den Arbeitsmarkt.
Die Kompetenzagenda 2020 spiegele die wichtigen politischen
Initiativen der EU wider, wie die Europäische Säule sozialer Rechte, die
digitale Agenda und der Green Deal. Diese Strategien sehen Kompetenzen
ebenfalls als wichtigen Aspekt im Hinblick auf Wettbewerbsfähigkeit und
Wohlbefinden der Bürgerinnen und Bürger.
Aktuelle Herausforderungen
Die Analyse des EMPL-Ausschusses nennt als bestehende
Schwierigkeiten insbesondere eine relativ geringe Teilnahme
(geringqualifizierter) Erwachsener an allgemeiner und beruflicher Bildung, eine
große Anzahl an Schulabbrüchen, mangelnde Qualität und Attraktivität der
allgemeinen und beruflichen Bildung sowie eine Diskrepanz zwischen erworbenen
und nachgefragten Qualifikationen. Die COVID-19-Pandemie habe diese Problematik
noch stärker aufgezeigt.
Um dem zu begegnen, bestehen mittlerweile entsprechende Strategien
auf europäischer und internationaler Ebene mit ähnlichen Schlüsselelementen, so
die Analyse: Erhöhung der Investitionen, Aufbau gesamtstaatlicher
Partnerschaften und Förderung von Qualifikationen auf mittlerem Niveau, die
einen Aufstieg nach oben ermöglichen.
Die Analyse des EMPL-Ausschusses legt hierbei besonderen
Wert auf koordinierte Investitionspläne, um die Qualifizierungspolitik umsetzen
zu können. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) und die Organisation
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) schlagen umfassende
politische Strategien, Partnerschaften und ausreichende Investitionen vor.
Als Dilemma sieht die Analyse in der aktuellen Situation die
drängende Notwendigkeit der Anpassung der Kompetenzen bei verschärften
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Die Analyse fordert entsprechende politische
Anstrengungen und das Einfließen von systematischen Analyseergebnissen der
bisherigen Agenden in die künftigen.
Soziale Sicherung braucht passende Qualifizierung
Die Vermittlung passgenauer Kompetenzen für den Arbeitsmarkt
der Zukunft ist auch im Hinblick auf die sozialen Sicherungssysteme von
erheblicher Bedeutung: zur Sicherstellung der nachhaltigen Finanzierung der
Systeme bedarf es Menschen, die in eben diesem Arbeitsmarkt beschäftigt werden
können, insbesondere in unserer überalternden Gesellschaft.
Die Europäische
Kompetenzagenda ist ein
Fünfjahres-Plan. Er soll Einzelpersonen und Unternehmen dabei
unterstützen, zusätzliche und verbesserte Fähigkeiten zu entwickeln und sie entsprechend
einzusetzen.