Aus für Amalgam?
In der EU wird über schärfere Regeln zur Verwendung von Quecksilber nachgedacht.
UM – 04/2021
Aus Gründen des Umwelt- und Gesundheitsschutzes beabsichtigt die Europäische Kommission, die Nutzung von Dentalamalgam zu verbieten. Im Jahr 2030 soll Schluss sein. Damit will sie zur weiteren Umsetzung des weltweiten Übereinkommens zu Quecksilber, der Minamata-Konvention der Vereinten Nationen, nach der die Verwendung von Quecksilber und Quecksilberemissionen so weit wie möglich zu reduzieren sind.
Am 5. März hat sie zur Überarbeitung der Verordnung über Quecksilber und zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr. 1102/2008 eine sogenannte Folgenabschätzung in der Anfangsphase vorgelegt. Sie stützt sich dabei auf eine Studie aus dem Juni des vergangenen Jahres, die untermauert, dass der Ausstieg aus der Zahnversorgung mit dem Füllstoff Amalgam bis 2030 machbar ist. Dabei stellt die Kommission unterschiedliche Optionen für eine schrittweise Abschaffung über verschiedene Zeiträume hinweg und Ausnahmen in Bezug auf bestimmte Patientengruppen oder medizinische Besonderheiten zur Diskussion.
Umweltziele werden erreicht
Die Deutsche Sozialversicherung unterstützt die mit der Rechtsänderung verbundenen umweltpolitischen Ziele voll und ganz. Dennoch hat sie sich im Rahmen der Konsultation für einen etwas moderateren Weg ausgesprochen. In Deutschland wird Dentalamalgam nur noch in verkapselter und vordosierter Form verwendet. Darüber hinaus kommen Amalgamabscheider zum Einsatz, die Amalgampartikel zurückhalten und sammeln, damit kein Quecksilber in die Umwelt gelangen kann. Dieser Umgang mit Amalgam wird als unbedenklich angesehen.
Amalgam ist keine Zeitbombe
Das Material ist auch hinsichtlich seiner Wirkung auf die Gesundheit intensiv untersucht worden. Es hat sich gezeigt, dass es toxikologisch unbedenklich ist. Die in den 90er Jahren geführte Diskussion um die „Zeitbomben im Mund“ hat sich weitestgehend beruhigt.
Ein Komplettverbot ist unnötig
In den letzten 30 Jahren hat sich die Mundgesundheit in Deutschland wesentlich verbessert. Das zeigt sich auch darin, dass heute mehr als 40 Prozent weniger Füllungen gelegt werden. Zudem fragen die Patientinnen und Patienten vermehrt die unauffälligeren Kunststoff-Füllungen nach. Im Ergebnis ist die Verwendung von Dentalamalgam in den deutschen Zahnarztpraxen stark rückläufig. Allerdings weist bei einigen Indikationen die Verwendung von Amalgam als Füllungsmaterial einen überlegenen Nutzen zu Behandlungsalternativen auf. Noch dazu ist es widerstandsfähig und langlebig. Ein kompletter Verzicht auf Dentalamalgam hieße, auf diese Vorteile zu verzichten.