Weniger Partydrogen, mehr heimischer Konsum in Corona-Zeiten
EU-Drogenbericht 2021: Trends und Entwicklungen.
IK – 06/2021
Die Corona-Pandemie hat sich mannigfaltig auf fast alle
Bereiche des Lebens ausgewirkt. So auch auf die Drogensituation in Europa. Während
der Konsum illegaler Drogen in der ersten Lockdown-Phase abgenommen hat, ist er
anschließend wieder auf das Vorniveau angestiegen. Doch weisen die Daten auch
darauf hin, dass Gelegenheitskonsumenten während der Pandemie die Einnahme eingeschränkt
oder aufgegeben, die regelmäßig Konsumierenden jedoch ihren Verbrauch gesteigert
haben. Dies sind zwei der wesentlichen Ergebnisse des Drogenberichts
2021, der von der Europäischen Beratungsstelle für Drogen und Drogensucht
(EMCDDA) veröffentlicht wird. Der Drogenbericht stützt sich auf die aktuellen
Daten zur Situation illegaler Drogen aus den EU-Mitgliedstaaten sowie Norwegen
und der Türkei. Er gibt einen Überblick über Drogenkonsum, Trends, Angebot und
Märkte, ebenso wie Daten zu Prävention, Behandlung und Strafverfolgung.
Mehr Drogen, die Zuhause konsumiert werden
Die Pandemie hat wahrnehmbare Auswirkungen auf die Wahl der
Drogen. Gerade in Lockdown-Zeiten wurden verstärkt Drogen konsumiert, die im
häuslichen Umfeld eingenommen werden. Laut Untersuchung wurde 2020 mit Abstand
am häufigsten Cannabis konsumiert. 22,2 Millionen (7 %) der Europäerinnen und
Europäer im Alter von 15 bis 64 Jahren griffen zu Cannabis. Der Trend zum
heimischen Cannabis-Anbau, der sicherlich teilweise auf Ausgangsbeschränkungen
zurückzuführen ist, hat sich im Vorjahr fortgesetzt, so die Studie. An zweiter Stelle folgte 2020 der Konsum von
Kokain: Geschätzt 3,5 Millionen (1,2 %) Europäerinnen und Europäer nahmen diese
Droge im letzten Jahr ein. Der Bericht beurteilt die Situation in Hinblick auf
den Missbrauch von Benzodiazepinen – also bestimmten Schlaf- und
Beruhigungsmitteln – als bedenklich. Als mögliche Gründe führt die EMCDDA die
hohe Verfügbarkeit und die niedrigen Kosten dieser Substanzen, sowie
pandemiebedingte psychische Gesundheitsprobleme bei den Konsumenten an.
Weniger Partydrogen im Lockdown
Im Gegensatz dazu hat die Einnahme von Ecstasy, Amphetamin, LSD
oder Ketamin, also Drogen, die dem Party- und Nachtleben zugeordnet werden
können, während der Lockdown-Phase abgenommen. Jedoch legen die zur Verfügung
stehenden Daten nahe, dass diese Drogen wieder eine größere Rolle spielen, je
stärker die Lockdown-Maßnahmen gelockert werden. So belegen die Daten, dass die
Ausweitung der Bewegungs- und Reisefreiheiten im Sommer 2020 bereits zu einem Anstieg
des Konsums dieser Stoffe führte.
Versorgung Drogenabhängiger in der Corona-Krise
Während der ersten Welle in der COVID-19-Pandemie war die
Versorgung Suchtkranker in vielen EU-Staaten stark eingeschränkt. Doch in den meisten Mitgliedstaaten, so auch
in Deutschland, konnten Versorgungsangebote vergleichsweise schnell
stabilisiert werden, stellt der Drogenbericht 2021 fest.
Auswirkung der Pandemie auf die Drogenbeschaffung
Der Drogenmarkt hat sich recht zügig an die Corona-Krise angepasst:
Drogen werden seither weniger auf der Straße verkauft, dafür mehr über verschlüsselte
Nachrichtendienste, Social-Media-Apps, Online-Quellen sowie Post- und
Lieferdienste. Auf der Großhandelsebene
schlägt sich das laut Report in Änderungen bei den Schmuggelrouten vom Land- auf
den Seeweg nieder.
EU-Drogenstrategie und -Aktionsplan
Der Drogenbericht der EMCDDA liefert wichtige Aussagen und
Entwicklungstrends zur Umsetzung der EU-Drogenstrategie sowie des EU-Drogenaktionsplans
2021-25. Die neue EU-Drogenstrategie,
veröffentlicht im Dezember 2020, bildet den übergeordneten politischen Rahmen
für die Drogenpolitik der Europäischen Union in den nächsten fünf Jahren. Die
Prioritäten der EU liegen dabei vor allem in drei Bereichen: Verringerung des
Drogenangebots - Verbesserung der Sicherheit, Reduzierung der Drogennachfrage -
Prävention, Behandlung und Betreuungsdienste sowie Vorgehen gegen
drogenbedingten Schaden.