EU-Gesundheitsministerinnen und -minister beschließen Stärkung der EMA
Stärkeres Mandat auch für das ECDC geplant
IK – 06/2021
Am 15. Juni 2021 kamen erstmals seit langem die Gesundheitsministerinnen und -minister der
Mitgliedstaaten im Rat für „Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und
Verbraucherschutz“ (EPSCO) in einer Präsenzsitzung in Luxemburg zusammen. Zum
Ende der portugiesischen Ratspräsidentschaft standen mehrere gesundheitspolitische
Vorhaben auf der Tagesordnung, die eine verbesserte künftigen Pandemie- und
Krisenbewältigung fokussieren.
Stärkung der EMA beschlossen
Wichtigster Beratungspunkt
der Sitzung war der Beschluss einer auch künftig starken Rolle der Europäischen
Arzneimittel-Agentur (EMA). Konkret will der Rat mit der Stärkung der EMA die potenziellen
und tatsächlichen Engpässe bei Arzneimittel- und Medizinprodukten mindern, die
rechtzeitige Entwicklung hochwertiger und wirksamer Arzneimittel gewährleisten
sowie ein Bewertungsgremium für Medizinprodukte etablieren, das eine wichtige
Beratungsfunktion bei der Krisenvorsorge und -bewältigung ausübt. Die nun
angenommene Verordnung zur Stärkung der EMA enthält gegenüber der ursprünglichen
Fassung klarere Finanz- und Datenschutzbestimmungen. Weitere Änderungen
betreffen die Notfall-Taskforce, ihre Zusammensetzung und Arbeitsstrukturen.
Einig waren
sich die europäischen Gesundheitsministerinnen und -minister, dass die EMA bei
der Bekämpfung der Corona-Pandemie eine Schlüsselrolle eingenommen habe. Sie
nun weiter zu stärken, werde ermöglichen, schnell, effizient und koordiniert
auf mögliche weitere Krisen zu reagieren. In der abschließenden Debatte forderte
der dänische Vertreter bezüglich des Datenschutzes, dass ein künftig verstärkter
Datenaustausch auf das Notwendige beschränkt werde müsse, um die Belastung nationaler
Behörden und Unternehmen zu reduzieren. Des Weiteren wurde diskutiert,
inwieweit die Maßnahmen zur Abmilderung von Arzneimittelknappheit ausreichend
seien. Der rumänische Gesundheitsminister stellte heraus, dass der bestehende Vorschlag
aus wirtschaftlichen Gründen kein präventives Vorgehen bei
Arzneimittelknappheit garantiere. Der Vertreter Dänemarks forderte, dass die
Maßnahmen auch künftig unverbindlicher Natur bleiben sollten.
Der Entwurf zur
Stärkung der EMA ist Teil eines umfassenderen Vorschriftenpakets zur
Europäischen Gesundheitsunion, das am 11. November 2020 von der Europäischen
Kommission vorgelegt wurde. Dieses Paket umfasst neben den Regelungen für ein
stärkeres Mandat der EMA auch ein verstärktes Mandat für das Europäische
Zentrum für Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) sowie einen
Vorschlag für einen Gesetzentwurf zu grenzüberschreitenden
Gesundheitsverfahren.
Stärkeres Mandat auch für den ECDC
Eine gestärkte
Rolle soll in Zukunft auch das Europäische Zentrum für die Prävention und die
Kontrolle von Krankheiten (ECDC) einnehmen. Der Rat informierte die
Ministerinnen und Minister bei dem Treffen in einem Fortschrittsbericht über den Vorschlag zur Änderung der
Verordnung. Der Vorschlag sieht vor, dass das ECDC besser in der Lage sein soll,
die Mitgliedstaaten und die Kommission unter anderem bei der
Echtzeitüberwachung der epidemiologischen Situation oder auch bei der
Mobilisierung von EU-Gesundheits-Taskforces zu unterstützen.
Deutschland
begrüßte explizit die Stärkungsbemühungen, auch hinsichtlich der
Echtzeitüberwachung. Doch müssten diese im Einklang mit den geltenden Datenschutzbestimmungen
funktionieren. Der deutsche Gesundheitsminister betonte anschließend, dass ein
verstärktes Vorgehen auf EU-Ebene einen echten Mehrwert für die Mitgliedstaaten
habe und nannte die geplante Behörde für Notfallmaßnahmen im Gesundheitswesen (HERA)
als Beispiel.
Grenzüberschreitende Gesundheitsbedrohungen
Darüber hinaus
gab der Rat einen Fortschrittsbericht über einen Vorschlag für eine
Verordnung zu schwerwiegenden grenzüberschreitenden Gesundheitsbedrohungen. Der
Vorschlag schreibt unter anderem die Entwicklung eines EU-Gesundheitskrisen-
und -Pandemiebereitschaftsplans vor und gibt Empfehlungen für die Entwicklung
nationaler Pläne, die wiederum bewertet und einem Stresstest unterzogen werden
sollen.
Zugang zu Arzneimitteln und Medizinprodukten
Die
Corona-Pandemie hat einmal mehr die dreifache Herausforderung der
Zugänglichkeit, Verfügbarkeit und Erschwinglichkeit von Medikamenten deutlich
gemacht. Der Rat hat nun die Schlussfolgerungen über den Zugang zu Arzneimitteln und
Medizinprodukte gebilligt. In diesen wird die Kommission unter anderem aufgefordert,
eine vollständige Bestandsaufnahme der potenziellen und bestehenden globalen
Herstellungskapazitäten Europas für kritische Arzneimittel, Medizinprodukte und
andere medizinische Produkte zu erstellen.
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