Nur jeder Zweite ist mit den aktuellen Corona-Maßnahmen der EU zufrieden
Mehr Kompetenzen der EU zur Krisenbewältigung gewünscht.
IK – 06/2021
Der Blick der Europäerinnen und Europäer auf die
Maßnahmenbilanz der EU bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie ist ambivalent. Nur
rund die Hälfte der europäischen Einwohnerinnen und Einwohner ist mit dem verabschiedeten Aktionsbündel der EU zufrieden. Doch setzen drei Viertel der
Europäerinnen und Europäer viel Hoffnung in das europäische Regierungsgeschick:
Sie möchten, dass die EU mehr Kompetenzen erhält, um künftig besser mit Krisen
wie der COVID-19-Pandemie umgehen zu können. Dies geht aus der Frühjahrsumfrage
des Eurobarometers hervor, die Anfang Juni 2021 veröffentlicht wurde. Die
Erhebung auf Initiative des Europäischen Parlaments wurde zwischen dem 16. März
und 12. April 2021 in den 27 EU-Mitgliedstaaten unter knapp 27.000 Befragten
durchgeführt.
Unzufriedenheit mit den Maßnahmen
Nur 48% der Europäerinnen und Europäer, also knapp jeder Zweite,
sind mit den von der EU getroffenen Maßnahmen zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie
zufrieden. 5% sind sehr zufrieden. In Deutschland sehen die Menschen die ergriffenen
EU-Maßnahmen noch kritischer als die Bewohnerinnen und Bewohner anderer
Mitgliedstaaten: Nur 35% der Deutschen, also nur jeder Dritte, äußern sich
positiv über die Aktivitäten der EU zur Pandemie-Bekämpfung. Im Fokus der Kritik
stehen dabei unter anderem die Beschaffung von Corona-Impfstoff für alle 27-Mitgliedstaaten
oder die EU-weite Koordination der Pandemieabwehr.
Bei der Überwindung der aktuellen Krise sollte die EU nach
Ansicht der Befragten nun vorrangig auf Impfstoffe setzen; an zweiter Stelle
steht für sie die Investition in die medizinische Forschung, gefolgt von der
Festlegung einer Strategie zur Bewältigung künftiger Krisen. Die vierte
Priorität beinhaltet die Entwicklung einer europäischen Gesundheitspolitik,
gefolgt von der Rolle der EU in der globalen Reaktion, um den allgemeinen
Zugang zu Impfstoffen oder Behandlungen zu gewährleisten.
Transparente Informationspolitik
Als positives Ergebnis der Umfrage geht hervor, dass sich
die Menschen in Europa der Bemühungen der europäischen Regierung zur Bekämpfung
der COVID-19-Pandemie bewusst sind. Acht von zehn Befragten wissen, was die EU
unternimmt, um die Folgen der Pandemie zu bekämpfen. Fast die Hälfte (48%
EU-weit, 63% in Deutschland) ist zudem detaillierter informiert, um welche
Maßnahmen es sich dabei handelt.
Perspektivisch mehr Verantwortung gefordert
Ebenfalls deutlich ist das Ergebnis der aktuellen Eurobarometer-Umfrage
hinsichtlich des künftigen Umgangs der EU mit Krisen: Drei von vier Befragten
sind der Ansicht, dass die EU mehr Kompetenzen zur Bewältigung von globalen
Herausforderungen haben sollte. 74% der Europäerinnen und Europäer (65% in
Deutschland) stimmen entweder "zu" oder "voll und ganz zu",
dass die EU mehr Handhabe erhalten sollte, um auf EU-Ebene Krisen wie die COVID-19-Pandemie
zu bewältigen.
Sorge vor persönlichen Einschnitten
Die aktuelle Umfrage zeigt auch, dass die Unterstützung für die
EU trotz der Pandemie hoch bleibt, auch wenn die Bürgerinnen und Bürger der
Europäischen Union große Sorgen vor den persönlichen Auswirkungen und finanziellen
Einschnitten durch die COVID-19-Krise haben. Zum Ende des ersten Quartals 2021
hat beinahe jeder Dritte (31%) bereits negative Auswirkungen der Pandemie auf seine
persönliche finanzielle Situation erlebt (24% in Deutschland). Weitere 26% der Befragten (19% der Deutschen) erwarten, dass dies noch geschehen wird.