Die Bedeutung der Sozialpartner bei der Krisenbewältigung und im Kampf gegen Ungleichheit

VS – 08/2021

Am 5. Juli hat die Europäische Kommission den Bericht für das Jahr 2021 über die Beschäftigung und die sozialen Entwicklungen in Europa (ESDE) veröffentlicht. Gegenstand der Analyse sind die vielfältigen Auswirkungen der COVID-19-Krise auf die Arbeitswelt und die soziale Teilhabe. Dabei zeigt der Bericht, dass die umfangreichen Maßnahmen auf EU- und nationaler Ebene erheblich dazu beigetragen haben, die Auswirkungen der Krise auf die Beschäftigung und Ungleichheit abzufedern. Hervorgehoben wird hierbei insbesondere die Bedeutung der schnellen Ausweitung von Kurzarbeitsregelungen.

Die Menschen in Europa waren sehr unterschiedlich von den Auswirkungen der Pandemie betroffen

Die Covid-19 Pandemie hatte massive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und die Einkommen in ganz Europa. Allerdings konnten Berufe einen Beschäftigungszuwachs verzeichnen, deren Ausübung im Homeoffice unproblematisch ist. Dagegen ist die Beschäftigung in Berufen zurückgegangen, die nicht von zu Hause aus ausgeübt werden können. Eine Ausnahme bilden hier Tätigkeiten im medizinischen, schulischen oder sozialen Bereich.

Regionale Ungleichheiten

Ebenso variierten die Folgen für die Beschäftigung regional sehr stark. Insbesondere ländliche Gebiete und die Mittelmeerregionen hatten deutliche Arbeitsplatzverluste zu verzeichnen. Generell haben sich Regionen mit hoher Produktivität und einem hohen Maß an qualifizierter Bevölkerung als deutlich widerstandsfähiger erwiesen, so dass durch die Covid-19 Pandemie regionale Ungleichheiten noch verstärkt worden sein könnten.

Betrachtet man Alter und Arbeitsverhältnisse,  so waren von dem pandemiebedingten Schock insbesondere junge Menschen und Arbeitnehmer in befristeten oder Nicht-Standard-Arbeitsverhältnisse betroffen. Daneben hat die Pandemie die weiterhin bestehenden geschlechtsspezifische Ungleichheiten und Rollenmuster offengelegt.

Die Bedeutung der Sozialpartner und des sozialen Dialogs

Ein Schwerpunkt der diesjährigen Berichterstattung war die Rolle der Sozialpartner in der Pandemie. Dabei haben sich vor allem Gesellschaften mit starken Sozialpartnern und einer ausgeprägten Kultur des sozialen Dialogs als integrativer und resilienter erwiesen. Deren Bedeutung wird nach Ansicht der Autorinnen und Autoren in Zukunft noch weiter zunehmen. So bedarf es eines breiten gesellschaftlichen Konsenses um den anstehenden Wandel der Arbeitswelt aktiv zu gestallten.

Die soziale Sicherung wirkt

Die Pandemie hat auch die Bedeutung von leistungsfähigen und breit aufgestellten Sozialversicherungssystemen verdeutlicht. Die sozialen Sicherungssysteme in Europa "wirken" und konnten den zeitweisen Einbruch von Löhnen und Erwerbseinkommen der Selbstständigen insbesondere bei den unteren Einkommensschichten auffangen. Gleichzeitig sind aber auch Lücken beim Zugang zu Sozialschutzleistungen, wie beispielsweise bei Selbstständigen in Deutschland, schmerzhaft offengelegt worden.