
Risikobewertung arbeitsbedingter Krankheitslast
WHO und ILO stellen ersten vergleichenden globalen Monitoring-Bericht vor.
SW – 09/2021
Nach Schätzung
der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Internationalen
Arbeitsorganisation (ILO) waren arbeitsbedingte Krankheiten und Verletzungen im
Jahr 2016 für den Tod von etwa 1,9 Millionen Menschen verantwortlich. Zu diesem
Ergebnis kommt ein im Vorfeld des XXII. Weltkongresses für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz veröffentlichter erster
gemeinsamer globaler Monitoring-Bericht 2000-2016 beider Organisationen.
Hauptursachen arbeitsbedingter Todesfälle
Das
Hauptrisiko war die Belastung durch lange Arbeitszeiten, die mit etwa 750.000
Todesfällen in Verbindung gebracht wurde. Bereits in einer im Mai veröffentlichten Studie
hatten WHO und ILO darauf hingewiesen, dass lange Arbeitszeiten von 55 Stunden
die Woche und mehr das Risiko, an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall zu sterben, deutlich erhöhen (siehe Bericht
05-2021).
Weltweit
sei die Zahl arbeitsbedingter Todesfälle zwischen 2000 und 2016 zwar um 14
Prozent gesunken, was auf Verbesserungen im Bereich Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz zurückzuführen sein könne. Die Zahl der Todesfälle durch
Herzkrankheiten und Schlaganfälle, die mit langen Arbeitszeiten zusammenhängen,
sei jedoch für erstere um 41 Prozent, für letztere um 19 Prozent gestiegen.
Dies zeige einen zunehmenden Trend bei diesem psychosozialen beruflichen
Risikofaktor.
Die
Mehrzahl der arbeitsbedingten Todesfälle war auf Atemwegs- und
Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückzuführen. Auf nicht übertragbare Krankheiten
entfielen 81 Prozent der Todesfälle. Die häufigsten Todesursachen waren
chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (450.000 Todesfälle), Schlaganfälle
(400.000 Todesfälle) und ischämische Herzerkrankungen (350.000 Todesfälle).
Arbeitsunfälle verursachten 19 Prozent der Todesfälle (360.000 Todesfälle).
Vermeidbarkeit vorzeitiger Todesfälle
Neben
den gesundheitlichen und finanziellen Folgen für die Betroffenen und ihre
Familien, belasten arbeitsbedingte Krankheiten und Verletzungen die
Gesundheitssysteme und verringern die Produktivität. Die fast zwei Millionen
vorzeitigen Todesfälle seien vermeidbar. Es müssten Maßnahmen auf der Grundlage
verfügbarer Forschungsergebnisse ergriffen werden, um die sich entwickelnden
arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren zu bekämpfen.
Die
Gewährleistung von Gesundheit und Sicherheit von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sei eine
gemeinsame Aufgabe des Gesundheits- und des Arbeitssektors. Im Sinne der
UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung müssten beide Bereiche zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass diese große Krankheitslast beseitigt
werde.
Der Generalsekretär der ILO, Guy Ryder, wies darauf hin, dass Regierungen,
Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen beitragen könnten, um die Exposition
gegenüber Risikofaktoren am Arbeitsplatz zu verringern. Risikofaktoren könnten
auch durch Änderungen der Arbeitsabläufe und -systeme verringert oder beseitigt
werden. Als letztes Mittel könnten persönliche Schutzausrüstungen dazu
beitragen, Arbeitnehmer zu schützen, die aufgrund ihrer Arbeit eine Exposition
nicht vermeiden können.
Mit der Veröffentlichung des globalen Monitoring-Bericht stellen WHO und ILO eine globale vergleichende
Risikobewertung der arbeitsbedingten Krankheitslast vor. Eine Darstellung der Krankheitslast
auf Länderebene, aufgeschlüsselt nach Geschlecht und Alter, ist unter folgendem Link verfügbar.