Muskel- und Skeletterkrankungen am Arbeitsplatz
Auch psychosoziale Risikofaktoren tragen zur Entstehung bei.
SW – 11/2021
Nicht nur
physische Faktoren wie zu langes Sitzen oder die Handhabung von Lasten können Muskel-
und Skeletterkrankungen (MSE) verursachen, auch psychosoziale Faktoren, wie zum Beispiel ein geringes Maß an Selbstbestimmung und schlechte
Kommunikation am Arbeitsplatz, spielen eine Rolle.
Zu diesem
Ergebnis kommt die Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am
Arbeitsplatz (EU-OSHA) in einer Literaturstudie, die den Zusammenhang zwischen psychosozialen
Risikofaktoren und MSE sowie die Bedeutung von
Prävention und Rehabilitation untersucht.
Kausale Rolle psychosozialer Risikofaktoren
Die Studie zeigt,
dass psychosoziale im Zusammenwirken mit physischen
Risikofaktoren eine kausale Rolle bei der Entstehung von MSE am Arbeitsplatz spielen und diese verschlimmern
können.
Der
Mechanismus, über den diese Einfluss ausüben, sei derzeit nicht
klar. Festhalten lasse sich aber, dass psychosoziale Risikofaktoren sowohl zur
primären Verursachung von MSE als auch zur
anhaltenden Natur der Symptome beitragen, auch wenn es nicht möglich sei,
einheitliche Muster in diesen Zusammenhängen zu erkennen.
So trügen
Faktoren wie eine hohe Arbeitsbelastung oder ein Mangel an sozialer
Unterstützung nachweislich zur Entwicklung von MSE bei,
es sei aber nicht möglich, diese oder andere besondere psychosoziale
Risikofaktoren mit spezifischen MSE in Verbindung zu bringen.
Daher sollten
alle psychosozialen Risikofaktoren bewertet und Maßnahmen zur Verringerung der
am häufigsten auftretenden Faktoren ergriffen werden, die einen ganzheitlichen und partizipatorischen Ansatz verfolgen, der der
multifaktoriellen Kausalität von MSE gerecht wird.
Die Studie habe
ergeben, dass es nur wenige Hinweise darauf gebe, dass diese in großem Umfang in den Prozess der Risikobewertung von MSE einbezogen würden. Es bestehe daher ein eindeutiger Bedarf
an der Entwicklung geeigneter Instrumente oder Verfahrensansätze zur
Erleichterung ganzheitlicher Risikobewertungen und ihrer Förderung.
Systematische Interventionsstrategien
Um Risiken zu
erkennen und zu verringern, sei eine systematische Interventionsstrategie
erforderlich. Bei der Entwicklung und Umsetzung dieser Strategie sei es wichtig,
das positive Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf allen Ebenen
des Unternehmens zu gewinnen, bis hin zu mittleren und höheren Führungskräften.
Im Gegensatz zu
physischen Interventionen am Arbeitsplatz, die eher leichter umzusetzen seien, erfordere
die Bekämpfung psychosozialer Risikofaktoren häufig organisatorische
Veränderungen, die nur mit der Akzeptanz und dem entsprechenden Engagement der
Belegschaft umsetzbar seien.
Einige dieser Faktoren könnten sich auch positiv auswirken, zum Beispiel die
positive Unterstützung durch Kolleginnen und Kollegen sowie Vorgesetzte. Idealerweise sollte sich
eine solche Unterstützung als Teil einer offenen und unterstützenden Kultur
entwickeln.
Die Studie und
eine Zusammenfassung (liegt nur in Englisch vor) finden sich unter nachfolgendem Link.