EU-Kommission legt Jahresbericht „Beschäftigung und soziale Lage in Europa“ vor
Vor allem junge Menschen verlieren ihren Job
LB – 07/2022
Der aktuelle Bericht der EU-Kommission zeigt, dass die
Arbeitsmarktsituation und die soziale Lage junger Menschen im Vergleich zur
Allgemeinbevölkerung stärker von der Pandemie betroffen sind und sich langsamer
erholen. Der jährlich erscheinende Bericht zur
Beschäftigung und sozialen Lage in Europa ist ein wichtiges
Instrument der EU-Kommission in Sachen Beschäftigung und Soziales. Er enthält
aktuelle Wirtschaftsanalysen sowie diesbezügliche Vorschläge für politisches
Handeln.
Ergebnisse des Berichts
Aus dem aktuellen Bericht zur Beschäftigung und sozialen Lage in Europa geht hervor, dass junge Menschen am
stärksten unter Jobverlusten infolge der coronabedingt schlechten
Wirtschaftslage leiden. Auch bildete sich dieser Trend bei ihnen langsamer
zurück. Mögliche Erklärungen sind der hohe Anteil befristeter Arbeitsverträge
sowie Schwierigkeiten beim Einstieg ins Berufsleben. Der neue Bericht dient
dazu, beschäftigungs- und sozialpolitische Maßnahmen festzulegen, um junge
Menschen wirtschaftlich unabhängig zu machen, zumal sich die sozioökonomische
Lage infolge der russischen Ukraine-Invasion weiter verschlechtert.
Konkret zeigt der Bericht:
- Die beschäftigungsbezogene
Erholung von Corona erfolgte uneinheitlich. Junge Menschen (unter 30 Jahren)
haben nach wie vor Probleme, einen Job und dazu noch einen, der ihren
Fähigkeiten und Neigungen entspricht, zu finden. Während die
Jugendarbeitslosigkeit 2021 zurückging, insbesondere gegen Jahresende, blieb
sie um einen Prozentpunkt höher als vor der Krise (2019). Von den
Erwerbstätigen hatte fast jeder zweite junge Mensch (45,9 Prozent) einen
Zeitvertrag – im Vergleich zu einem von zehn über alle Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer (10,2 Prozent).
- Im Schnitt
sind junge Menschen eher mit einer schwierigen sozialen und finanziellen Situation
konfrontiert. Bereits vor der Pandemie war das Einkommen junger Menschen unbeständiger
als das älterer Personen. Haushalte junger Menschen waren öfter von Armut
betroffen, auch wenn es innerhalb der EU deutliche Unterschiede gibt, und
hatten Probleme dabei, ihre Fixkosten wie Miete zu decken.
- Diese
Schwierigkeiten junger Menschen hängen von ihrem Bildungsniveau und vom
sozioökonomischen Hintergrund ab. Bei Sekundarschulabschluss ist die
Wahrscheinlichkeit, dass sie nicht ins Berufsleben oder in eine
Bildungsmaßnahme finden, um 19 Prozentpunkte geringer als bei niedrigerem
Bildungsniveau. Bei tertiärem Bildungsabschluss ist dieses Risiko um 28 Prozentpunkte
niedriger. Junge Menschen aus benachteiligten Verhältnissen finden noch
seltener ins Berufsleben oder in eine Bildungsmaßnahme.
- Das Geschlecht
führt zu weiteren Ungleichheiten bei jungen Menschen. Die ökonomische Lage von
jungen Frauen ist schlechter als die von jungen Männern: Im Schnitt verdienen
junge Frauen in der EU 7,2 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Diese
Kluft wird mit zunehmendem Alter breiter. Nur ein kleiner Teil dieses
Lohngefälles – 0,5 Prozentpunkte – ist auf EU-Ebene auf Bildungsabschluss,
Berufswahl, Berufserfahrung oder die Form des Arbeitsvertrags zurückzuführen.
Beschäftigungs- und sozialpolitische Maßnahmen für junge Menschen
Die Analysen des Berichts zeigen, wie die
Herausforderungen junger Menschen bewältigt werden können. Insbesondere sollten
beschäftigungs- und sozialpolitische Maßnahmen
- junge
Menschen in den Arbeitsmarkt bringen,
- jungen
Menschen Kompetenzerwerb ermöglichen,
- Mobilität der
Arbeitskräfte als Baustein für ein erfolgreiches und krisenfestes Berufsleben
fördern,
- junge
Menschen vor Risiken wie Arbeitslosigkeit, Krankheit, Armut oder Verschuldung
bewahren,
- junge
Menschen beim Aufbau von Wohlstand und Vermögen unterstützen.
Die EU unterstützt junge Bürgerinnen
und Bürger bereits mit verschiedenen Programmen, z. B. über die Jugendgarantie mit ihrer Beschäftigungsinitiative für junge Menschen in Regionen mit hoher Jugendarbeitslosigkeit und mit
der aktuellen Initiative ALMA (Aim, Learn, Master, Achieve) für benachteiligte junge Menschen. 2023 will die
Kommission die Empfehlung des Rates zu einem Qualitätsrahmen für Praktika,
insbesondere im Hinblick auf die Arbeitsbedingungen, überprüfen. Eine hochrangige Expertengruppe prüft derzeit, wie auch junge Menschen sozial besser
abgesichert werden können. Die Ergebnisse dürften Anfang nächsten Jahres
vorliegen.