Die Uber-Akten
Politische Einflussnahme auf dem Rücken der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
IF – 08/2022
Die
aktuell auf europäischer Ebene diskutierten „Uber Files“ zeigen die Nähe
zwischen unternehmerischer und politischer Macht in der Europäischen Union (EU)
auf. Die Europaabgeordneten im Ausschuss für Beschäftigung und Soziales (EMPL) zeigten
sich vor der politischen Sommerpause über den europäischen Lobbyismus empört, den
Uber betrieben hat.
Das Wohl der Arbeitnehmerinnen und Arbeiternehmer hätte hier
hinter dem Ziel gestanden, mehr Profit zu erzielen. Obwohl die Fahrerinnen und
Fahrer aus dem europäischen Städtebild kaum wegzudenken seien, wäre auf deren
Bedürfnisse kaum geachtet worden.
Whistleblower aus den eigenen Reihen
Diversen Journalistinnen und Journalisten wurden von einem ehemaligen
europäischen Uber-Lobbyisten mehr als 100 000 Unternehmensdateien zugespielt,
die ethisch fragwürdige Praktiken von Uber aufdeckten. Uber hat zwar seinen
Sitz im amerikanischen San Francisco, aber macht alleine in Europa
Riesengewinne. Viele Verbote wegen Wettbewerbsschädigung von Uber in
verschiedenen Mitgliedstaaten sind rasch wieder aufgehoben worden. Möglicherweise
auch wegen den Lobbymethoden.
Politik im Visier
Nachgeholfen
haben ranghohe Politikerinnen und Politiker, wie die ehemalige niederländische Vize-Kommissionspräsidentin
Neelie Kroes. Sie hat während der 18-monatigen Karenzzeit nach dem Ausscheiden
aus der Europäischen Kommission Lobbyarbeit für Uber geleistet. Kroes war es damals als Kommissarin
für Wettbewerb und geltende EU-Vorschriften untersagt, während der Karenzzeit
Lobbyarbeit für Unternehmen zu leisten. Das
Europäische Parlament fordert nun eine Untersuchung gegen die ehemalige Kommissarin,
damit sie sich für Verstöße gegen Transparenz- und Lobbyvorschriften verantwortet.
Geplante Änderungen
Uber
hat als Unternehmen versucht, Rechte für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für
den eigenen Profit auszuhebeln. Die Europäische Kommission hat bereits im Dezember 2021
eine Richtlinie zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen von
Plattformarbeiterinnen und Plattformarbeiter vorgeschlagen. Die politischen Spielregeln der Gig-Economy
können so geändert werden, dass Plattformbeschäftigte durch
EU-Rechtsvorschriften Anspruch auf das Recht auf soziale Sicherung haben. Der EMPL
wird im Oktober über das Mandat für Verhandlungen mit den Mitgliedsstaaten
abstimmen. Veränderungen in der Plattformökonomie sind also schon in Sicht.