
Warnhinweise auf Alkohol
Europäische Warnhinweise fraglich
UM – 02/2023
Irland will mit gut sichtbaren Gesundheitshinweisen auf
Flaschen mit alkoholischen Getränken warnen – doch einige Länder stellen sich
schützend vor ihre Alkoholindustrie. Alkoholkonsum verursacht Lebererkrankungen,
schädigt ungeborene Kinder und ist mit einem erhöhten Krebsrisiko verbunden.
Europäischer Krebsplan
Im Rahmen des europäischen
Krebsplanes hat die Europäische Kommission deshalb auch vorgesehen, den
schädlichen Alkoholkonsum zu reduzieren. Unter anderem dadurch, entsprechende Warnhinweise
auf Etiketten von Wein-, Bier- und Spirituosenflaschen anzubringen. Einen
Vorschlag dazu wollte die Europäische Kommission ursprünglich bis Ende des
laufenden Jahres machen. Nach der kontroversen Diskussion des Krebsplanes im
Europäischen Parlament im letzten Jahr zu genau diesem Punkt hatte sie diese Absicht
zunächst fallengelassen.
Gegenwind zu erwarten
Die
Diskussionen im Sonderausschuss Krebs (BECA) sowie die Abstimmung eines am Ende
weichgespülten Berichts im Februar des letzten Jahres im Plenum hatten deutlich
gezeigt, dass sich die Lobby von Winzern, Bierbrauern und Destillateuren zu
wehren weiß. Diese pochen auf einen verantwortungsvollen Umgang mit dem
„Kulturgut Alkohol“. Dass Alkoholkonsum auch unschädlich sein könne, wird von
der Weltgesundheitsorganisation jedoch zurückgewiesen (siehe auch News
2/2022).
Warnung vor Handelshemmnissen
Diese Argumente wiederholen sich nun im Falle Irlands. Hinzu
kommt der Vorwurf der Industrie, die irische Regierung würde den gemeinsamen Markt
untergraben und Handelsbarrieren schaffen. Am Ende müsste der Streit vor der
Welthandelsorganisation ausgetragen werden, da nach dem Übereinkommen
über technische Handelshemmnisse (TBT) alle verpflichtenden
Kennzeichnungsnormen zu melden sind, die nicht auf internationalen Normen
basieren und den Handel beeinträchtigen könnten. Im Januar hatte der
italienische Außenminister die Europäische Kommission aufgefordert, hier tätig
zu werden (siehe
hier).
Brüssel in der Zwickmühle
Damit steckt die Europäische Kommission in einer
ungemütlichen Situation, denn sie hatte Irland den Weg für die Einführung der
neuen Labels freigemacht. Derweil soll sie dabei sein, Belege für die Effizienz
und Wirksamkeit von Warnhinweisen auf den Flaschen und Verpackungen
alkoholischer Getränke zu sammeln. Brüsseler Medien ist zu entnehmen, dass in
der Frage, ob mit einem Kommissionsvorschlag für Warnhinweise auf Alkohol
gerechnet werden darf, aber noch keine Entscheidung getroffen sei.