Revision der Grenzwerte für chemische Arbeitsstoffe
Schutz vor Blei und Diisocyanaten am Arbeitsplatz soll verbessert werden
JA – 03/2023
Am 23. März fand im Ausschuss für Arbeit und soziale
Angelegenheiten des Europäischen Parlaments (EMPL) ein Meinungsaustausch mit
Nicolas Schmit, EU-Kommissar für Beschäftigung und soziale Rechte, statt. Schmit
hob unter anderem den Arbeitnehmerschutz gegenüber Blei hervor. Nach 40 Jahren sei
es an der Zeit, die Grenzwerte für Blei zu überarbeiten und zu senken. Er
sprach sich in diesem Zusammenhang über eine geplante Empfehlung für strengere
Kontrollen von Bleigehalten im Blut aus, insbesondere bei Frauen im gebärfähigen
Alter, sowie für allgemeine Kontrollen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern.
Darüber hinaus sollen erstmals auch Grenzwerte für Diisocyanate eingeführt
werden.
Durch Green Deal vermehrte Verwendung zu erwarten
Blei wird unter
anderem für die Herstellung von Batterien, den Bau von Elektroautos und Windturbinen
verwendet und kommt daher im Zuge der Energiewende vermehrt zum Einsatz. Blei
ist ein reproduktionstoxischer Stoff und kann sich auf die
Sexualfunktion, die Fruchtbarkeit und die Entwicklung eines Fötus bei
schwangeren Frauen auswirken. Weitere negative Auswirkungen auf das
Nervensystem, die Nieren, das Herz und das Blut von exponierten Personen sind möglich.
Diisocyanate – eine Stickstoff-, Kohlenstoff- und Sauerstoffgruppe
– können ursächlich für Lungen- und Atemwegserkrankungen wie beispielsweise Asthma
führen. Sie finden sich hauptsächlich in Klebstoffen, Lacken und Bauschäumen
und sind damit verbreiteter, als der Begriff vermuten lassen könnte.
Vor dem Hintergrund der zu erwartenden Gebäudesanierungswelle im
Rahmen der Umsetzung des europäischen grünen Deals rückt die Gefährdungsproblematik
durch Blei und Diiscyanate zu Recht in den Fokus des europäischen
Arbeitsschutzes.
Richtlinienentwurf der Europäischen Kommission
Am 13. Februar veröffentlichte die Europäische Kommission ihren Richtlinienentwurf
für neue Grenzwerte bei Blei und erstmalig Diisocyanaten zum Schutz von Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmern. Der Vorschlag soll dazu beitragen, Arbeitsplätze gesünder
und sicherer zu machen und schließt damit an die Verpflichtungen im
Strategischen Rahmen der EU für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz 2021
bis 2027 an. Mit Blick auf das hohe gesundheitliche Gefährdungspotential ist
die EU-Initiative ein weiterer, wichtiger Schritt zum Schutz von
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern vor Exposition durch chemische
Arbeitsstoffe. Die DSV wird sich an der bis zum 26. April laufenden Sondierung
der Europäischen Kommission beteiligen.