Mehr Investitionen in Arbeitskräfte
Kompetenzen immer wichtiger
IF – 05/2023
Der gravierende Mangel an qualifizierten Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmern mit den passenden Eignungen bremst laut
Umfrage der Europäischen Investitionsbank die Investitionen von
mehr als 70 Prozent der europäischen Unternehmen. Geeignetes Personal
einzustellen und langfristig an die Unternehmen zu binden sind die größten
Hürden, warum Unternehmen sich davor scheuen große Investitionen zu tätigen. Die
finanziellen Mittel wären zwar verfügbar, aber das Personal fehlt aufgrund des akuten
Fachkräftemangels in der gesamten Europäischen Union. Besonders Mittel- und
Osteuropa beklagen unqualifiziertes Personal am Arbeitsmarkt.
Aus- und Weiterbildung als Schlüsselressource
Nicht nur die Mitgliedstaaten und deren Unternehmen haben
das Problem am Arbeitsmarkt erkannt. Die Europäische Kommission hat 2023 als
das Jahr der Kompetenzen ausgerufen, siehe News
01/2023, und rät den Mitgliedstaaten dringend zu mehr
Investitionen in die Aus- und Weiterbildung.
Das Europäische Parlament hat sich
auch mit dem Thema im Sozial- und Beschäftigungsausschuss beschäftigt. So
wurde von der polnischen Abgeordneten Anna Zalewska (ECR/PL) ein
Bericht über die Gestaltung der beruflichen Bildung als Instrument für den Erfolg der
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer als grundlegendes Element der Wirtschaft in der Europäischen Union erstellt. Sie fordert in ihrem Bericht, dass 60 Prozent der Erwachsenen, wie in
der Europäischen Säule sozialer Rechte festgehalten, an Weiterbildungsmaßnahmen
teilnehmen sollten. Somit sollen Ungleichheiten bei der Erwachsenenbildung beseitigt
werden. Durch die Digitalisierung vieler Arbeitsprozesse soll ein Umdenken bei
den Unternehmen in Bezug auf die digitale Kompetenzen des Personals stattfinden.
Lebenslanges Lernen für alle Generationen
Besonders auffallend machte sich der Fachkräftemangel in
der COVID-19-Pandemie bemerkbar und es wurde deutlich, dass die
Europäische Union global unabhängig bleiben muss, auch in Bezug auf
Arbeitskräfte. Durch eine Stärkung der beruflichen Aus- und Weiterbildung wird
die Widerstandsfähigkeit der gesamteuropäischen Wirtschaftsleistung ermöglicht.
Zusätzlich muss der demografische Wandel berücksichtigt werden, um auch ältere
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei Weiterqualifizierungsmaßnahmen oder notwendigen
Umschulungsprozessen zu begleiten. Ein generationenübergreifender Ansatz ist
somit unbedingt notwendig, um die aktuellen Herausforderungen gemeinsam zu meistern.