Sozialforum Porto
Neuerliches Bekenntnis zu einem sozialen Europa
IF – 06/2023
Vom 26.- 27.
Mai fand in Portugal zum zweiten Mal das
Porto Sozialforum statt. Hochrangige Vertreterinnen und Vertreter aus EU-Institutionen, von
nationalen Regierungen und der Zivilgesellschaft kamen zusammen, um das Thema „Starkes
soziales Europa“, wie bereits zwei Jahre zuvor, mit politischen
Entscheidungsträgern zu diskutieren.
Ziel war das
soziale Engagement von Porto zwischen der aktuellen schwedischen EU-Ratspräsidentschaft,
der Europäischen Kommission, dem Europäischen Parlament und den Sozialpartnern
zu stärken, um die bereits eingegangene Verpflichtung für die Stärkung der europäischen
Säule sozialer Rechte in der Vergangenheit weiterhin voranzutreiben. Die Anwesenden tauschten
sich über eine integrativere, gerechtere und sozialere Zukunft Europas aus und zur Frage, wie dieses Ziel in Zukunft erreicht werden könnte.
Reaktion des Europäischen Parlaments
Anfang Mai
hatten die Europaabgeordneten in der letzten Plenarsitzung in Straßburg einen Entschliessungsantrag zum Fahrplan für
ein soziales Europa: zwei Jahre nach dem Sozialgipfel von Porto abgesegnet und verlangten darin mehr
Tempo in der Umsetzung der europäischen Säule sozialer Rechte. Gerade
zeitgerecht vor dem Sozialforum, um noch einmal auf dringende unerledigte
Themen aufmerksam zu machen.
Die Europaabgeordneten
hoben in ihrem Bericht dennoch positiv hervor, dass in dieser Legislaturperiode
viel für ein sozialeres Europa erreicht wurde – ob die EU-Mindestlohnrichtlinie,
die Absicherung von Beschäftigten in der Plattformarbeit, den Klima-Sozialfonds
oder die Pflegestrategie. Nichtsdestotrotz klafft aufgrund der vielen Krisen
die soziale Gerechtigkeit weiter auseinander. Nicolas Schmit, Kommissar für
Beschäftigung und soziale Rechte, betonte dies ebenso in seiner Rede, versprach aber weiteres Engagement bis
zum Ende der Legislaturperiode.
Beibehaltung des Sozialmodells
Das Sozialforum
hat das europäische Sozialmodell als globalen Vorteil anerkannt und im
Rahmen des Europäischen Jahrs der Kompetenzen hervorgehoben, wie eine starke
Politik in den Bereichen Kompetenzen, allgemeine und berufliche Bildung bessere
Arbeitsplätze und eine schnellere Eingliederung in den Arbeitsmarkt schaffen,
die soziale Eingliederung fördern und folglich die Widerstandsfähigkeit und
Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und Gesellschaft der EU erhöhen kann.
Versprechungen, aber keine Maßnahmen
Am Ende der
Konferenz unterzeichneten 37 europäische Politikerinnen und Politiker einen
Brief, dass sie die Verpflichtungen des Sozialforums von Porto für 2030 erneuern
werden. Man versprach sich gegenseitig gemeinsam in der Lage sein zu wollen,
auf etwaige Notfälle und Krisen zu reagieren und soziale Investitionen niemals
außer Acht zu lassen.
Konkrete
Maßnahmen und Ziele wurden nicht beschlossen, es blieb bei Lippenbekenntnissen.
Außerdem fehlte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die beim ersten
Porto Sozialforum vor zwei Jahren anwesend war.