Strategische Vorausschau
Dimensionen ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Nachhaltigkeit
VS – 08/2023
Die Europäische Kommission hat in ihrer Mitteilung vom 13. Juli die strategische Vorausschau für 2023 vorgestellt. Darin
wird ein Überblick über die zentralen Herausforderungen gegeben, mit denen Europa
konfrontiert ist. Im Hinblick auf eine erfolgreiche Gestaltung des Wandels besteht
in zehn Bereichen Handlungsbedarf. An erster Stelle wird danach die
Notwendigkeit eines neuen europäischen Gesellschaftsvertrags genannt.
Europa fit für die Zukunft machen
Die jährliche strategische Vorausschau unterstützt die Europäische
Kommission bei der Umsetzung der Ziele des europäischen Grünen Deals. In ihr
werden verschiedene Zukunftsszenarien diskutiert, die die Grundlage für die
Arbeitsprogramme und mehrjährige Programmplanung der Europäischen Kommission
bilden. Fokusthema in diesem Jahr ist Nachhaltigkeit und Wohlergehen der
Menschen als Herzstück der offenen strategischen Autonomie Europas.
Wachsender Bedarf an Kompetenzen für eine nachhaltige Zukunft
Bildung und
Weiterbildung sind die Voraussetzung für eine nachhaltige Zukunft und eine
anpassungsfähige Gesellschaft. Die grüne Transformation geht mit neuen
Arbeitsfeldern einher. Hierfür werden qualifizierte Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter benötigt. Gleichzeitig wird sich der Arbeitskräftebedarf in
traditionellen Industriesektoren verringern. Daher wird in der Vorausschau eine
Strategie der stetigen Weiterbildung der Beschäftigten angemahnt. Hierbei wird
betont, dass die stetige Vermittlung von ausreichenden Kompetenzen über rein
wirtschaftliche Erwägungen hinaus geht. Auch für die aktive Teilnahme am
gesellschaftlichen Leben oder die Unterscheidung von Fakten von Fehl- und
Desinformation seien diese von entscheidender Bedeutung.
Neues Wirtschaftsmodell für Wohlergehen von Mensch und Natur
In der
Vorausschau wird der zunehmende Druck auf die sozialen und wirtschaftlichen
Aspekte der Nachhaltigkeit betont. Danach habe die überwiegende Konzentration
auf wirtschaftliche Faktoren ohne angemessene Berücksichtigung der Qualität von
Wachstum und Arbeitsplätzen zu nicht nachhaltigen Produktions- und
Konsumpraktiken geführt. Daher wird vorgeschlagen, das Bruttoinlandsprodukt
(BIP) anzupassen, um verschiedenen Faktoren wie Gesundheit und Umwelt Rechnung
zu tragen. Damit soll den politischen Entscheidungsträgern aussagekräftige
Wirtschaftsindikatoren an die Hand geben werden, die das Wohlergehen der
Menschen und den Erhalt der Natur berücksichtigen.
Neuer europäischer Gesellschaftsvertrag
In der
Vorausschau wird betont, dass der bestehende Gesellschaftsvertrag der neuen
sozialen und ökonomischen Wirklichkeit nicht mehr gerecht wird. So sind derzeit
40 Prozent der Erwerbstätigen atypisch beschäftigt, während Sozialschutzsysteme
hauptsächlich auf herkömmliche Beschäftigungsformen (zum Beispiel Vollzeitbeschäftigung, unbefristete abhängige Beschäftigung) ausgerichtet sind.
Während insbesondere junge Menschen, außerhalb der Europäischen Union (EU) Geborene und Frauen oft
nicht ausreichend abgesichert sind.
In der
Vorausschau wird daher gefordert, inklusive, hochwertige Sozialdienstleistungen
zu entwickeln, die alle Erwerbstätige absichern und mit denen die Menschen
besser befähigt werden, am Wirtschaftsleben teilzuhaben. Aufgrund der damit
einhergehenden Stärkung des Erwerbspotentials, würde dieser neue
Gesellschaftsvertrag auch wesentlich zur langfristigen globalen
Wettbewerbsfähigkeit der EU-Wirtschaft beitragen.
Die strategische
Vorausschau 2023 soll im Oktober auf der informellen Tagung des Europäischen
Rates in Granada von den Staats- und Regierungschefs beraten werden.