Umsetzung des EU-Krebsplans
Die Europäische Kommission legt Vorschlag für Ratsempfehlungen zur Krebsbekämpfung durch Impfungen vor.
CC – 02/2024
Die Europäische Kommission hat am 31. Januar einen Vorschlag
für Ratsempfehlungen zu durch Impfung verhütbare Krebsarten veröffentlicht. Im
Mittelpunkt des Vorschlags steht, die Mitgliedstaaten der Europäischen Union
(EU) bei der Prävention und Verringerung des Krebsrisikos durch humane
Papillomaviren (HPV) und Hepatitis-B-Viren (HBV) zu unterstützen. Dazu sollen
die Durchimpfungsraten erhöht und die Impfraten besser überwacht werden. Die
Initiative geht auf den Europäischen
Plan zur Krebsbekämpfung zurück, der das Ziel verfolgt, bis 2030 eine
HPV-Impfrate von 90 Prozent bei Mädchen und jungen Frauen zu erreichen und
deutlich mehr Jungen zu impfen. Auch die HBV-Impfrate soll erhöht werden.
HPV und HBV sind krebserregende Viren
HPV sind Viren, die Zellen der Haut und der Schleimhäute
befallen. Sie sind die Hauptursache für Gebärmutterhalskrebs. Jedes Jahr
erkranken im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) etwa 28.600 Menschen an
Gebärmutterhalskrebs, 13.700 sterben daran.
HBV sind Viren, die eine Infektion der Leber verursachen
können, die akut oder chronisch verlaufen kann und das Risiko für Leberzirrhose
und Leberkrebs erhöht. Im Jahr 2021 meldeten 30 EU- und EWR-Länder 16.187 neu
diagnostizierte HBV-Infektionen, von denen ein großer Teil (43 Prozent) als
chronisch eingestuft wurde.
Große Unterschiede in Europa
Innerhalb der EU gibt es große Unterschiede, insbesondere
bei den Durchimpfungsraten gegen HPV. In einigen EU-Mitgliedstaaten liegt die
HPV-Durchimpfungsrate bei Mädchen bei 90 Prozent, in anderen bei unter 50 Prozent.
Für Jungen und junge Erwachsene liegen derzeit nur begrenzte Daten über die
Durchimpfungsraten vor. Die Daten einer kürzlich von der OECD veröffentlichten Cancer
Inequality Study zeigen, dass mehr als 90 % der Mädchen in Island,
Portugal und Norwegen die empfohlenen Dosen des HPV-Impfstoffs zur Vorbeugung
von Gebärmutterhalskrebs erhalten - mehr als doppelt so viele wie in Bulgarien,
Frankreich, Luxemburg, Slowenien und Lettland. Sozioökonomische Ungleichheiten
sind bei den meisten Risikofaktoren zu beobachten, und zwar zum Nachteil von
Menschen mit niedrigerem Bildungsstand oder Einkommen.
16 Handlungsvorschläge
Die Europäische Kommission schlägt in ihrem Entwurf 16
Maßnahmen vor, wie Infektionen mit den krebserregenden HPV und HBV besser
verhindert werden können. Im Mittelpunkt steht dabei die Einführung oder
Verstärkung nationaler Impfprogramme, unter anderem durch die Bereitstellung
kostenloser Impfungen und/oder die vollständige Erstattung der Impfkosten für
Personen, für die eine Impfung empfohlen wird. Daneben soll der Zugang für
besonders gefährdete und gegebenenfalls benachteiligte Gruppen verbessert
werden. In diesem Zusammenhang spielen Impfprogramme in Schulen und
Bildungseinrichtungen eine wichtige Rolle.
Zur besseren Überwachung werden die Mitgliedstaaten
aufgefordert, die HPV- und HBV-Impfung stärker in die nationalen
Krebspräventionsprogramme zu integrieren und für eine bessere Verknüpfung von
Impf- und Krebsregistern zu sorgen. Ein weiterer Schwerpunkt soll auf einer verstärkten
Aufklärungsarbeit liegen, insbesondere durch die Betonung der Vorteile von
Impfungen bei Eltern, Jugendlichen und Zielgruppen sowie die Bekämpfung von
Falsch- und Fehlinformationen.
Und in Deutschland?
Von den vorgeschlagenen Maßnahmen kann auch Deutschland
profitieren. In Deutschland liegen die HPV-Impfquoten für eine vollständige
Impfserie bei 15-jährigen Mädchen derzeit bei 54 Prozent und bei Jungen bei 27
Prozent. Die Deutsche Sozialversicherung (DSV) begrüßt deshalb die Initiative der
Europäischen Kommission. Die deutschen Sozialversicherungsträger unterstützen
und finanzieren im Rahmen ihrer Zuständigkeit die Durchführung aller von der
Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlenen Impfungen bei ihren Versicherten
und informieren darüber. Im Falle der HPV-Impfung gehen die Krankenkassen in
vielen Fällen sogar über die STIKO-Empfehlungen hinaus. Im Rahmen des
Präventionsengagements der Sozialversicherungsträger werden zudem zahlreiche
Projekte unterstützt, die insbesondere in Schule und Arbeitswelt aufklären und
auf Schutzmöglichkeiten hinweisen. Bereits im Februar 2023 hatte sich die DSV
in einem Feedback dazu positioniert.
Der Vorschlag für die Ratsempfehlungen wird nun an den Rat
überführt. Der Rat plant, die nicht bindenden Ratsempfehlungen im EPSCO (Rat
für Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutz) am 21. Juni
formell anzunehmen.