EU-Entscheidungsträger diskutieren über psychische Gesundheit am Arbeitsplatz.

RH – 02/2024

Laut der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA) gehören psychosoziale Risiken zu den größten Herausforderungen für die Sicherheit und Gesundheit von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Seit der Covid-19-Pandemie scheinen diese noch zugenommen zu haben. Im Rahmen einer Umfrage der EU-OSHA aus dem Jahr 2022 berichteten 27 Prozent der europäischen Beschäftigten, in den vorangegangenen zwölf Monaten unter arbeitsbedingtem Stress, Depressionen oder Angstzuständen gelitten zu haben. Dies kann auch Konsequenzen für die physische Gesundheit haben. Es besteht das Risiko von Herz-Kreislauf-, Muskel- oder Skelett-Erkrankungen.

High-Level Konferenz zu psychischer Gesundheit und Arbeit

Die belgische Ratspräsidentschaft widmete dem Thema der mentalen Gesundheit am Arbeitsplatz eine eigenständige High-Level-Konferenz, die am 30. und 31. Januar stattfand. Die Europäische Kommission und Vertreterinnen und Vertreter der Mitgliedstaaten kamen dort zusammen, um mit den europäischen Sozialpartnern sowie Expertinnen und Experten für Sicherheit und Gesundheitsschutz Präventionsmaßnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit von Beschäftigten zu erörtern.

Ein ganzheitliches Konzept in Sachen psychische Gesundheit

Bereits im Juni 2023 hatte die Europäische Kommission eine Erklärung zu ihrem ganzheitlichen Ansatz in Sachen psychische Gesundheit veröffentlicht, welche auch Initiativen und Kampagnen zum Umgang mit psychosozialen Risiken am Arbeitsplatz umfasst. Der Rat hat im Oktober 2023 eigene Schlussfolgerungen zum Zusammenhang zwischen psychischer Gesundheit und Beschäftigung veröffentlicht. Schwerpunkt war insbesondere die Bekämpfung von prekären Arbeitsverhältnissen als Mittel zur Prävention von psychosozialen Risiken (siehe auch News 11/2023). Beim Europäischen Parlament steht die psychische Gesundheit, auch am Arbeitsplatz, schon länger auf der Agenda.

Möglichkeit eines europäischen Rechtsrahmens

Im Rahmen der High-Level Konferenz äußerten sich EU-Entscheidungs- und Interessenträger auch zu einem möglichen regulatorischen Ansatz, um psychosozialen Risiken am Arbeitsplatz zu begegnen. Aus Sicht von Nicolas Schmit, EU-Kommissar für Beschäftigung und soziale Rechte, könnte sich ein europäisches Instrument oder eine Richtlinie als nützlich erweisen, um das Thema psychische Gesundheit aufzuwerten und zu verbessern. Als Spitzenkandidat der S&D-Fraktion ist Nicolas Schmit auch im Rennen um den Posten als nächster Kommissionspräsident. Es scheint also nicht ausgeschlossen, dass eine neue Kommission der psychischen Gesundheit nicht nur einen hohen Stellenwert einräumt, sondern auch eine legislative Maßnahme ins Auge fasst.