Ageing Report der EU veröffentlicht
Anteil zukünftige Rentenausgaben in Deutschland niedriger als im Jahr 2000.
VS – 05/2024
Im
Rahmen der fiskalpolitischen Überwachungsmechanismen der Europäischen Union (EU)
untersucht der Rat Wirtschaft und Finanzen (ECOFIN) alle drei Jahre die
fiskalischen Risiken, die mit der Alterung der Gesellschaft zusammenhängen. Im
aktuell vorgestellten Bericht wird dabei bis zum Jahr 2070 ein Anstieg der öffentlichen Gesundheits-, Pflege-
und Alterssicherung um 1,6 Prozentpunkte für die EU und um 1,8 Prozentpunkte
für Deutschland projiziert. Gegenüber dem letzten Bericht aus dem Jahr 2021
sinken danach die alterungsbedingten fiskalischen Risiken in der EU um einen
halben Prozentpunkt und in Deutschland um einen Prozentpunkt. In Deutschland
ist dieser Rückgang in erster Linie dem geringeren Anstieg der zukünftigen
öffentlichen Alterssicherungsausgaben geschuldet.
Sozialpolitik im Fokus der Finanzminister
Sozialpolitik
liegt in der EU in der Kompetenz der Mitgliedstaaten. Allerdings sind die
Sozialversicherungen Parafisci – das heißt: Die Einnahmen und Ausgaben der
gesetzlichen Sozialversicherung zählen zu den öffentlichen Finanzen. Damit
stehen sie im Fokus der europäischen wirtschaftspolitischen Steuerung, die
unter anderem auf mittel- und langfristig tragfähige öffentliche Finanzen
abzielt. Seit dem Vertrag von Maastricht im Jahr 1992 ist die
wirtschaftspolitische Steuerung der EU eine tragende Säule der Wirtschafts- und
Währungsunion. Sie ist insbesondere in Folge der Wirtschafts- und Finanzkrise stetig weiterentwickelt und vertieft worden.
Zuletzt hat der ECOFIN-Rat am 29. April die Reform
der Haushaltsregeln angenommen. In diesem Zusammenhang hat in den letzten
Jahren auf europäischer Ebene auch die Bedeutung der Projektionen der
langfristigen Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen stark zugenommen. Dies
gilt insbesondere für die Budgets der gesetzlichen Sozialversicherungsträger
sowie deren zukünftige Entwicklung.
Alterung der Gesellschaft
Dem
Bericht liegen die Bevölkerungsvorausberechnungen des Statistischen Amts der EU
(Eurostat) zugrunde. Danach wird der Altenquotient, das heißt das Verhältnis
der 65-Jährigen und Älteren zu den 20- bis 64-Jährigen, bis zum Jahr 2070 in
der EU um 23 Prozentpunkte steigen. Für Deutschland wird ein Anstieg von 17,6
Prozentpunkte berechnet.
Rentenausgaben bleiben unter dem Niveau des Jahres 2000
Im
aktuellen vorgestellten Bericht ist dabei für Deutschland der Anstieg der
zukünftigen Ausgabenbelastungen für öffentliche Alterssicherungsausgaben
gegenüber dem letzten Bericht deutlich zurückgegangen. So wird aktuell ein
Anstieg der öffentlichen Alterssicherungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP)
um 1,2 Prozentpunkte von gegenwärtig 10,2 Prozent auf 11,4 Prozent im Jahr 2070
projiziert. Im vorangegangenen Bericht aus dem Jahr 2021 ist noch ein Anstieg
auf 12,4 Prozent im Jahr 2070 berechnet worden. Entsprechend der aktuellen
Projektion würde der Anteil der Alterssicherungsausgaben am BIP im Jahr 2070
unter dem Wert aus dem Jahr 2000 liegen. Damals betrug der Anteil der öffentlichen
Alterssicherungsausgaben am BIP 11,8 Prozent.
Gesundheitsausgaben bleiben stabil
Die
Alterung der Gesellschaft wird nach dem europäischen Bericht quasi keinen
Einfluss auf die zukünftigen öffentlichen Gesundheitsausgaben in Deutschland
haben. Der projizierte alterungsbedingte Anstieg bis zum Jahr 2070 beträgt
danach 0,1 Prozentpunkte (EU: 0,4 Prozentpunkte). Anders sieht es im Bereich
der Pflege aus. Hier wird für Deutschland ein Anstieg von 0,5 Prozentpunkten
projiziert (EU: 0,8 Prozentpunkte).