
Arbeitskräftemobilität in der EU
Die Mobilität von Arbeitskräften ist auf das Niveau vor der Pandemie zurückgekehrt.
AH/VS – 02/2025
Der diesjährige Bericht „Arbeitskräftemobilität in der EU“ liefert umfassende Einblicke in die Entwicklungen der Arbeitsmobilität innerhalb der europäischen Mitgliedstaaten sowie Norwegen, Liechtenstein, Island und der Schweiz. Im Mittelpunkt der Analyse steht die Mobilität der EU-Bürgerinnen und -Bürger im erwerbsfähigen Alter von 20 bis 64 Jahren. Grundlage der Untersuchung bilden die neuesten Daten aus den Jahren 2022 und 2023. Ein besonderer Fokus liegt auf der Mobilität von Beschäftigten im Gesundheitssektor. Dabei erfolgt auch eine Rückschau auf die Entwicklungen seit 2017, als der Gesundheitssektor zuletzt genauer betrachtet wurde. Zentrales Ergebnis des Berichts ist, dass die Arbeitskräftemobilität im Jahr 2023 wieder auf das Niveau vor der Corona-Pandemie zurückgekehrt ist. Daneben wird der Mangel an Wohnraum als erhebliches Mobilitätshindernis identifiziert.
Zehn Millionen mobile EU-Bürger im erwerbsfähigen Alter
Insgesamt blieb die Zahl der erwerbsfähigen EU-Bürgerinnen und -Bürger, die in einem anderen Mitgliedstaat leben und arbeiten, in den letzten fünf Jahren relativ konstant. Im Jahr 2023 lag die Anzahl bei etwa 10,1 Millionen Menschen – ein Plus von zwei Prozent gegenüber 2022. Der im Jahr 2021 begonnene Anstieg der Arbeitskräftemobilität setzte sich auch im Jahr 2022 fort und erreichte 2023 wieder das Niveau vor der Corona-Pandemie. Bemerkenswert ist der Anstieg an Zuwanderung durch Drittstaatsangehörige, der sich zwischen 2021 und 2022 verdoppelt hat und im Jahr 2022 bei 3,3 Millionen Menschen lag. Eine Entwicklung, die wahrscheinlich auf den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine zurückzuführen ist.
Deutschland zählt zu den wichtigsten Zielländern
Die wichtigsten Herkunfts- und Zielländer sind über die Jahre hinweg weitestgehend konstant geblieben. An der Spitze der Herkunftsländer stehen nach wie vor Rumänien, mit etwa 25 Prozent, gefolgt von Polen mit zwölf Prozent und Italien mit neun Prozent. Im Hinblick auf die Zielländer lebt mit mehr als 34 Prozent der mobilen EU-Bürger im erwerbsfähigen Alter (3,4 Millionen Personen) der größte Teil in Deutschland, wodurch sich dessen Status als führendes Zielland im Jahr 2023 weiter gefestigt hat. Luxemburg verzeichnete mit 40 Prozent den höchsten Anteil an mobilen EU-Bürgern im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung.
Wohnraum – ein großes Mobilitätshindernis
Die Analyse der sozialen Situation mobiler EU-Bürger zeigt, dass der Zugang zu bezahlbarem Wohnraum eine entscheidende Rolle spielt. 19 Prozent der Zugezogenen geben an, von den Wohnkosten überfordert zu sein – im Vergleich zu nur acht Prozent der entsprechenden nationalen Bevölkerung. Dies hat direkte Auswirkungen auf die Bereitschaft, in andere EU-Länder zu ziehen.
Geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Arbeitsmarktintegration
Die Erwerbstätigenquote von mobilen EU-Bürgerinnen und -Bürgern im erwerbsfähigen Alter liegt mit 78 Prozent leicht über der der inländischen Bevölkerung (76 Prozent). Die Integration von weiblichen Zugewanderten aus anderen EU-Ländern in den Arbeitsmarkt bleibt jedoch weiterhin gering. Ihre Beschäftigungsquote liegt mit 14 Prozent unter der der männlichen Zugewanderten. Noch ausgeprägter ist der geschlechtsspezifische Unterschied bei der Teilzeitbeschäftigung mit 28 Prozentpunkten. Bei der einheimischen Bevölkerung liegt der geschlechtsspezifische Unterschied nur bei 20 Prozentpunkten.
Die Mobilität im Gesundheitswesen ist weiblich
Anders im Gesundheitswesen. Hier sind die Fachkräfte überwiegend Frauen. Bei inländischen Fachkräften lag der Frauenanteil zwischen 2017 und 2023 bei etwa 80 Prozent. Bei aus EU-Ländern zugewanderten Beschäftigten lag der Frauenanteil in diesem Zeitraum sogar bei 90 bis 94 Prozent.
Der Bericht zeigt zudem, dass die Beschäftigten in Gesundheitsberufen immer älter werden. Dies trifft auch auf die aus EU-Ländern stammenden Beschäftigten zu. Der Anteil der Beschäftigten, die 45 Jahre und älter sind, ist von 51 Prozent im Jahr 2017 auf 62 Prozent im Jahr 2023 angestiegen.
Der Bericht hebt weiterhin hervor, dass aus EU-Ländern zugewanderte Beschäftigte im Gesundheitswesen eher einen unbefristeten Arbeitsvertrag haben und trotz des höheren Frauenanteils zu einem größeren Anteil Vollzeit arbeiten.