WHO will klimabedingte Gesundheitsschäden in Europa mildern.

UM – 06/2025

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine neue Kommission berufen, um Empfehlungen zu erarbeiten, wie auf gesundheitliche Bedrohungen durch die Klimaänderungen reagiert und Gesundheitsschäden abgefangen werden können. Ihre Vorsitzende, die ehemalige isländische Ministerpräsidentin Katrín Jakobsdóttir, setzt dabei auf Information. Die „Gesundheit des Planeten sei untrennbar mit der Gesundheit der Menschen verbunden“, so Jakobsdóttir in der ersten Sitzung der neuen Kommission am 11. Juni in Reykjavik.

WHO nimmt Europa in den Blick

Die Kommission ist paneuropäisch ausgerichtet, denn der Klimawandel hat die europäische Region der WHO durch extreme Hitze, Waldbrände und Überschwemmungen, Krankheiten und psychische Belastungen hart getroffen. Dabei wirke er sich besonders stark auf die gefährdeten Bevölkerungsgruppen, einschließlich Frauen und Kindern, aus und führe zu stärkeren Ungleichheiten und einer Schwächung des sozialen Zusammenhalts. Es bestehe dringender Bedarf an konzertierten Maßnahmen zur Vorbeugung, Vorbereitung und Reaktion auf die Risiken des Klimawandels, so die WHO.

Mehr Ehrgeiz und Tempo erforderlich

Zentrale Intention der WHO für die Etablierung des Expertengremiums ist, Gesundheits- und Klimaschutzmaßnahmen schnell auf den Weg zu bringen. Dazu will die Kommission das politische Profil, das Bewusstsein und das Engagement für stärkere Maßnahmen zur Bewältigung der gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels erhöhen. Denn das Zeitfenster für sinnvolle Maßnahmen schließe sich sehr schnell, so Hans Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa. Unumgänglich seien Investitionen in die Umgestaltung des Gesundheitssektors. Die Widerstandsfähigkeit der Gesundheitssysteme gegenüber dem Klimawandel müssten erhöht, ihre Kohlenstoffemissionen verringert und nachhaltige Praktiken gefördert werden.

Aufruf zum Handeln

Die Kommission besteht aus elf hochrangigen Mitgliedern, darunter auch der ehemalige deutsche Gesundheitsminister Karl-Josef Lauterbach, und versteht sich als unabhängiges Expertengremium, da kein Kommissionsmitglied während der Arbeit in der Kommission ein politisches Amt bekleidet. Ihre Aufgabe besteht darin, Informanten zu finden, Expertise zu generieren, sich aktiv an den Diskussionen und der Erarbeitung von Maßnahmenempfehlungen zu beteiligen. Diese sollen nach zwei Sitzungen und drei virtuellen Anhörungen bis Dezember dieses Jahres konsentiert und ein „Aufruf zum Handeln“ der 79. Weltgesundheitsversammlung im Mai 2026 vorgelegt werden.

Klimabedrohungen nicht vergessen

Durch geopolitische Veränderungen und die anhaltende wirtschaftliche Schwäche sind in der Europäischen Union neue politische Narrative wie Sicherheit, Bürokratieabbau und Wettbewerbsfähigkeit in den Vordergrund gerückt. Ökologische Themen finden derzeit weniger Gehör. Vor diesem Hintergrund erscheint die Initiative der WHO, zum rechten Zeitpunkt zu kommen. Auch die DSV und ihre Trägerorganisationen setzen sich intensiv mit den gesundheitlichen und sozialen Implikationen des Klimawandels auseinander. Mehr dazu finden Sie in unserem Archiv.