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Staats- und Regierungschefs drängen auf mehr Deregulierung.
UM – 10/2025
Einen Gang hochschalten!
Der Europäische
Rat hat am 23. Oktober beschlossen, seinen Kurs der Vereinfachung von
Rechtsvorschriften zu forcieren. Es müsse „dringend eine ehrgeizige und
horizontal ausgerichtete Agenda zur Vereinfachung und besseren Rechtssetzung
auf allen Ebenen […] sowie
in allen Bereichen vorangebracht werden, um die Wettbewerbsfähigkeit in Europa
sicherzustellen“, heißt es in den Schlussfolgerungen. Der Verwaltungs-, Regelungs- und
Meldeaufwand für Unternehmen und öffentliche Verwaltungen müsse unverzüglich
drastisch verringert werden.
Omnibusse in Fahrt setzen
So sollen die vorgeschlagenen
Omnibusgesetze zügig verabschiedet werden. Doch schon der erste Teil des
Omnibus-Pakets I ist im Europäischen Parlament auf Widerstände gestoßen. So ist
der am 13. Oktober im Rechtsausschuss (JURI) angenommene Bericht zum Omnibus
zur Nachhaltigkeitsberichterstattung und den Sorgfaltspflichten am 22. Oktober im
Plenum mit knapper Mehrheit abgelehnt worden. Vorerst. Am 13. November wird ein
geändertes Mandat zur Aufnahme von interinstitutionellen Verhandlungen zur
Beschlussfassung gestellt.
Rat und Parlament
arbeiten darüber hinaus noch an weiteren Teilen des Nachhaltigkeits-Omnibusses
sowie Verfahren zur Schaffung einer neuen „Zwischenkategorie“ für kleinere,
mittelgroße Unternehmen (Small Mid Caps) und Vereinfachungspaketen zur
Landwirtschaft, zur Verteidigungsbereitschaft und zu chemischen Produkten. Doch
das Ringen um das erste Teilpaket I zeigt: die Omnibusse werden von den Abgeordneten
im Europäischen Parlament durchaus kontrovers beurteilt.
Weitere Initiativen sind erforderlich
Nach Ansicht des
Europäischen Rates sind aber auch noch weitergehende
Gesetze nötig, um auf dem Deregulierungsweg voranzuschreiten. In den Blick
genommen werden dabei die Bereiche Automobilindustrie, militärische Mobilität, Finanzdienstleistungen,
Verkehr, Umwelt und Lebensmittelsicherheit sowie eine Überprüfung der
REACH-Verordnung. Bekräftigt wurde erneut, wie wichtig ein starker
Arzneimittelsektor in Europa ist.
Stresstests für EU-Besitzstand
Außerdem solle
die Europäische Kommission zusätzliches Potential für die Stärkung der
Vereinfachung und Wettbewerbsfähigkeit ermitteln, so zum Beispiel im Rahmen des
für 2026 geplanten Berichts zur Gesamtsituation des Bankensystems im
Binnenmarkt. Gebraucht würden auch Vorschläge zur Straffung und Beschleunigung
der Planungs- und Genehmigungsverfahren in den Mitgliedstaaten. Die Rücknahme
von bereits erfolgten Vorschlägen sei ebenfalls zu erwägen. Intensiviert werden
müssten auch die Vereinfachungsbemühungen in Bezug auf delegierte Rechtsakte
und Durchführungsrechtsakte.
Damit ist das
Ausschussverfahren (Komitologie) angesprochen, nach dem die Europäische
Kommission legislative Durchführungsmaßnahmen, häufig technischer Natur, mit
den Mitgliedstaaten abstimmt. Beklagt wird von verschiedener Seite, dass es
eine Tendenz gebe, immer mehr Sachverhalte über diesen Weg zu beschließen – und
damit ohne aktive Beteiligung des Parlaments. Die EUR
Lex Statistik belegt diese Tendenz allerdings nicht eindeutig.