Die US-Großfirmen Amazon, Berkshire Hathaway und die Großbank JP Morgan haben für ihre Beschäftigten einen gemeinsamen Krankenversicherungsträger gegründet.

GD/AD – 02/2018

Der US-Begriff „Health Fund“ hat mit einer sozialrechtlich begründeten (deutschen) Krankenkasse nichts gemeinsam. Es ist ein in der Regel vom Arbeitgeber im Wege von Gruppenverträgen eingekaufter, engdefinierter und erst durch die mittlerweile wieder im Abbau befindliche „Obama-care“ Regelung dem Versichertenbedarf angepasster Minimalschutz mit zahllosen Beschränkungen, Ausschlussgründen und Sonderbestimmungen.  

Durch den hohen Arbeitgebereinfluss bedingt – dieser bezahlt üblicherweise den Löwenanteil für den Versicherten – stehen dessen Kontroll- und Begrenzungspräferenzen im Zentrum. Am nicht-sozialrechtlichen, sondern sowohl risikoäquivalenten und arbeitgeberbestimmten Versicherungsumfang wird sich nur so viel ändern, wie den Auftraggebern nützlich erscheint. 

 

US-Kritiker sehen in der besonderen Betriebsnähe und dem nur sehr geringen Datenschutzniveau im Verhältnis zwischen dem erkrankten Beschäftigten und dem geschäftsbestimmenden Arbeitgeber, ohne den bei uns sozialrechtlich begründeten enormen Schutzwall des Sozialdatenschutzes, erhebliche Risikomomente. In Verbindung mit „proaktiver“ Digitalisierung wären z.B. auch Verhaltensüberwachungen, Compliance-Überprüfung u.ä. denkbar. 

Wie Medien melden, wollen die drei Großunternehmen Amazon USA, Berkshire Hathaway (Kapitalholdinggesellschaft unter Leitung von Warren Buffett) sowie die Großbank JP Morgan künftig so enger und „frei von Gewinnvorgaben und Beschränkungen“ in diesem Bereich für ihre Beschäftigten zusammenarbeiten. Im Zentrum stünden dem Vernehmen nach zukunftsweisende technologische Lösungen zur Hebung der Gesundheitsversorgung zu „angemessenen Kosten“.  

Als Folge des Neustarts sanken die Kurse bestehender US-Versicherungsunternehmen, etwa „United Health“. Der Erstauftritt eines Finanzgiganten wie Amazon auf diesem Markt löste in der US-Branche dann die Befürchtung aus, dass dieses Beispiel insbesondere für finanzstarke Großunternehmen Schule machen könnte. Beobachter halten den Vorgang für weniger ungewöhnlich, als es die deutschsprachige Meldung „Amazon und andere gründen Krankenkasse“ zunächst hätte vermuten lassen.