Rund vier Monate nach Inkraft­treten der Arbeits­markt­re­form in Frank­reich ziehen die Betei­ligten eine erste Bilanz.

GD/AD – 02/2018

Wie die „Financial Times“ meldet, handelten die Unternehmen eher verhalten. Die mit großen Erwartungen und verbaler Selbstermutigung begonnene Reform, so ein Vertreter des Autoherstellers PSA (Peugeot/Citroen), zeige rasch ihre Grenzen. Es gehe darum, dass Unternehmen unter den Bestimmungen des „kollektiven Beendigungsvertrages“ befugt sein sollten, bestehende Arbeitsverhältnisse auch dann „vertraglich“ aufzulösen, wenn das Gesamtunternehmen nicht nachweislich in einer prekären finanziellen Lage sei, was zuvor detailliert nachzuweisen wäre. 

Die Bestimmungen hätten die Flexibilität und damit die grundsätzliche Einstellungsbereitschaft der französischen Industrie erhöhen sollen, um der seit 2009 verstetigten Massenarbeitslosigkeit entgegenzuwirken. Gerade jüngere Menschen hätten regelhaft große Probleme bei der Jobsuche. In der Praxis zeige sich jedoch, dass die „vertragliche“ Abstimmung mit den Gewerkschaften auf der Betriebsebene – sie ist zwingend zur Anwendung vorgeschrieben – die arbeitsrechtlich zunächst eingeräumten neuen Freiheiten oft ins Leere laufen lasse. 

So gelänge es PSA im Wege großzügiger Regelungen, eine Zustimmung für bestimmte Fälle zu verhandeln – das internationale Modelabel Pimkie schaffe dies laut „Financial Times“ hingegen nicht. Die im Gesetz vorgegebenen Mindestkompensationen seien offenbar nicht hinreichend. Die Gewerkschaften, so das Wirtschaftsblatt, würden – so bei PSA – zur Stärkung ihrer Position und im Interesse ihrer Klienten deutlich darüberliegende Angebote einfordern. 

Kritiker meinen, dass die Handhabung der neuen arbeitsrechtlichen Möglichkeiten entsprechend problematisch etwa für solche Betriebe sei, die zwar nicht in einer gesamtunternehmerischen Notlage sind, jedoch möglicherweise knapp mit Bargeld. Durch die Einbindung der Gewerkschaften in eine Schlüsselrolle sei es Macron gelungen, die in Frankreich üblichen Kraftproben in der Öffentlichkeit zu vermeiden. Ob diese Maßnahme wirklich ausreicht, die hohe französische Dauerarbeitslosigkeit sowie die dramatische Lage am Arbeitsmarkt für Berufsanfänger zu verbessern, sei durchaus zweifelhaft. Als Standort für Investitionen aus dem Ausland schließlich dürfte es Frankreich eher nicht empfehlen. 

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