Herbstpaket des Europäischen Semesters
„Lage in der Euro-Zone so gut wie seit 2014 nicht mehr.“
Dr. WSW – 12/2018
Am 21. November 2018 stellten Kommissions-Vizepräsident
Dombrovskis und die Kommissare Moscovici und Thyssen das Herbst-Paket des so
genannten „Europäischen Semesters“ vor. Die wirtschaftliche und fiskalische
Lage in der Euro-Zone sei so gut wie seit 2014 nicht mehr. Mitte des Jahres
seien in der EU 238 Millionen Menschen beschäftigt gewesen, so viele wie noch nie, und
es bestünden gute Chancen, bis zum Jahr 2020 das Ziel einer Beschäftigungsrate
von 75% zu erreichen. Gleichzeitig liege die Arbeitslosigkeit bei einem
10-Jahres-Tief.
Auch die Armutsquote sei inzwischen niedriger als unmittelbar
vor der „Krise“. Allerdings bestehe bei Einkommen und Löhnen noch Luft nach
oben: Die Haushaltseinkommen seien langsamer gestiegen als das
Bruttoinlandsprodukt, und die Reallöhne langsamer als die Produktivität.
Keiner der nationalen Euro-Haushalte werde in diesem oder im nächsten
Jahr die 3%-Defizit-Grenze überschreiten, und für zehn von ihnen werde im
kommenden Jahr sogar ein Plus erwartet. Nur in fünf Ländern der Euro-Zone
bestünden gewisse Risiken, darunter Frankreich und Spanien; das Defizitverfahren gegen Spanien sei geschlossen worden.
Italien wolle explizit die in Brüssel eingegangenen Zusagen der
vorangegangenen Regierung nicht einhalten. Bleibe es bei den derzeitigen Haushaltsplanungen,
werde der im europäischen Vergleich ohnehin (fast) höchste Schuldenstand auch in
den nächsten beiden Jahren nicht sinken. Die Kommission betreibe daher ein
Verfahren gegen Italien.
In höchsten Tönen gelobt wurde dagegen Griechenland. Der primäre
Haushaltsüberschuss sei nun derart groß, dass die bereits beschlossenen
Rentenkürzungen um 14% für 1,4 Millionen Rentnerinnen und Rentner rückgängig gemacht werden
könnten.
Kommissarin Thyssen wies vor allem auf die Schlüsselrolle
des Europäischen Semesters bei der Umsetzung der Europäischen Säule sozialer
Rechte hin. Im letzten Zyklus habe sich ein substanzieller Teil der
länderspezifischen Empfehlungen auf die Erreichung der Ziele der Säule
konzentriert. Thyssen betonte die Fortschritte bei der Implementierung: Bei 13
der 14 Indikatoren des „Social Scoreboard“ seien im EU-Durchschnitt
Verbesserungen festgestellt worden.