Impfmüdigkeit als Gefahr für globale Gesundheit
Rat beschließt Empfehlung für verstärkte Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von durch Impfung vermeidbaren Krankheiten.
KB/MS – 01/2019
Unter österreichischer Präsidentschaft haben die Mitgliedstaaten
sich auf eine Empfehlung
zur verstärkten Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von durch Impfung
vermeidbaren Krankheiten geeinigt.
Auch
wenn Impfprogramme in die Zuständigkeit der Mitgliedstaaten fallen, ist es
wegen des grenzüberschreitenden Charakters von Vorteil, EU-Maßnahmen und
-Konzepte zur Verhütung oder Begrenzung der Ausbreitung von Epidemien und
Krankheiten mit grenzüberschreitender Dimension besser zu koordinieren. Zudem
sind Impfungen eine der wirksamsten und kostengünstigsten Maßnahmen im Bereich
der öffentlichen Gesundheit, die im 20. Jahrhundert entwickelt wurden.
Aus der Empfehlung geht hervor, dass
- die Mitgliedstaaten in Erwägung ziehen,
Impfpläne auf nationaler Ebene zu entwickeln, die auf eine Erhöhung der
Durchimpfungsrate abzielen, und insbesondere bei Masern bis 2020 eine
Durchimpfungsrate von 95% anzustreben;
- die Kommission sich mit der Problematik eines
unzureichenden Impfschutzes infolge des grenzüberschreitenden Personenverkehrs
innerhalb der EU befasst und prüft, ob ein einheitlicher Impfpass für
EU-Bürgerinnen und -Bürger entwickelt werden kann.
Vorangegangen
war die Vorlage eines entsprechenden Vorschlags
der EU-Kommission zu diesem Thema, über den wir in unserem Artikel 05/2018 bereits berichteten. Eine hochwertige Gesundheitsversorgung sei nur durch
verstärkte Zusammenarbeit aller Akteure der Gesundheitsbehörden, der
Impfstoffindustrie, der Forschung und der Gesundheitsdienstleister möglich.
Bereits in seiner Rede zur Lage der Union 2017 hatte Kommissionspräsident Jean-Claude
Juncker die Bekämpfung durch Impfung vermeidbarer Krankheiten gefordert.
Fahrplan für die Zukunft
Mit der
umfassenden Empfehlung des Rates ist ein politischer Rahmen für eine verstärkte
Zusammenarbeit auf EU-Ebene im Bereich der Impfung geschaffen worden. Auf
dieser Grundlage hat die Kommission für den 4. März 2019 in Brüssel ein Treffen
der verschiedenen Interessensvertreter und Interessensvertreterinnen zur Bildung einer „Impfkoalition“
angekündigt.
Steigende Zahlen von Erkrankungen
Hintergrund
für die Empfehlung sind Lücken und Ungleichheiten in der Immunisierung der
Bürgerinnen und Bürger der EU, sowie steigende Zahlen von Neuansteckungen
vermeidbarer Krankheiten. Laut aktuellem Bericht
des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (European
Centre for Disease Prevention and Control, ECDC) vom Januar 2019 wurden
in der EU/EWR im Zeitraum Dezember 2017 bis November 2018 insgesamt 8.949
bestätigte Masernfälle gemeldet, wobei die höchsten Fallzahlen in Frankreich,
Griechenland und Italien registriert wurden. Die Durchimpfungsraten gegen
saisonale Grippe lagen gemäß ECDC-Bericht bei
älteren Menschen weit unter der anvisierten Zielmarke von 75%.
Gründe
für diese Entwicklungen liegen in Impfmüdigkeit und Impfskepsis in Teilen der
Bevölkerung, aber auch in Produktions- und Lieferengpässen von Impfstoffen und
steigenden Kosten für neue Impfstoffe. Unterschiedliche Niveaus und
Entwicklungen in den nationalen Gesundheitswesen der einzelnen Länder trugen ebenfalls
zu den wachsenden Problemen bei.
Weitere
Informationen zu Impfungen: https://ec.europa.eu/health/vaccination/overview_en