Die Zukunft der Arbeit: Heute. Morgen. Für alle.
Hochrangige Konferenz in der Europäischen Kommission.
IF/IW – 04/2019
In einer sich
verändernden Arbeitswelt könne nicht erwartet werden, dass sich nur die
Menschen auf den Wandel einstellen und anpassen. Vor allem die politischen
Entscheidungsträger seien gefragt und müssten ihre Regelwerke und
Bildungssysteme an die neuen Gegebenheiten in der Gesellschaft anpassen. Mit
diesen Worten eröffnete die für Beschäftigung und Soziales zuständige
Kommissarin, Marianne Thyssen, am 9. April, die hochrangige Konferenz zur
„Zukunft der Arbeit“ in Brüssel.
Rund 500
Teilnehmer, darunter viele hochrangige Persönlichkeiten aus den
Mitgliedstaaten und den Europäischen Institutionen, waren der Einladung der
Europäischen Kommission gefolgt. Die Veränderungen in der Arbeitswelt und ihre
Auswirkungen auf die Erwerbstätigen, Unternehmen, die Gesellschaft und die
sozialen Sicherungssysteme wurden in sechs parallelen Diskussionsrunden
debattiert. Eine davon war der Anpassung der sozialen Sicherungssysteme sowie
deren nachhaltigen Finanzierung gewidmet.
Deutsche und europäische Stimmen
Auch die deutsche
Sozialversicherung war eingeladen, ihre Sichtweise in die Diskussion mit
einzubringen. „Um soziale Sicherheit nachhaltig zu finanzieren, brauchen wir
eine Vorsorgepflicht für alle Erwerbstätigen“ betonte Ilka Wölfle, Direktorin der Europavertretung der Deutschen Sozialversicherung. „Zur Wahrung
großer Solidargemeinschaften und zur langfristigen Finanzierung der Systeme –
auch für die kommenden Generationen – müssen alle Erwerbstätigen, unabhängig ob Arbeitnehmer oder Selbständige, in die sozialen Sicherungssysteme
einbezogen werden. Sie müssen aber auch ihrer Pflicht zur Entrichtung von Beiträgen nachkommen."
Dr. Rolf
Schmachtenberg, Staatsekretär im BMAS, unterstrich die Bedeutung einer angemessenen sozialen Sicherung für alle Erwerbstätigen und verwies insoweit auf aktuelle
Reformüberlegungen zur verpflichtenden Einbeziehung der Selbständigen in die
Alterssicherung.
In einer
Schlüsselrede betonte Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker noch einmal die
Bedeutung und Notwendigkeit der von der Kommission auf den Weg gebrachten
Initiativen. Er unterstrich aber auch, dass die Kommission keine Harmonisierung
der sozialen Sicherungssysteme im Visier habe und verwies dabei auf die
aktuelle Reform der Regeln zur Koordinierung der sozialen Sicherungssysteme. Dabei
ginge es vor allem darum, den grenzüberschreitend tätigen Bürgerinnen und
Bürgern adäquate Rechte einzuräumen, um den Eindruck zu vermeiden, dass es sich
um „Bürger zweiter Klasse“ handele.
Unter dem
amtierenden Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker haben die sozialen
Themen auf europäischer Ebene einen hohen Stellenwert eingenommen. Zahlreiche
Initiativen zum Wohl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, der Unternehmen,
der Gesellschaft und der Wirtschaft sind auf den Weg gebracht worden. Es ist
davon auszugehen, dass auch nach den Europawahlen und dem Amtsantritt der neuen
Europäischen Kommission soziale Themen wie demografischer Wandel, die
Veränderungen der Arbeitswelt und der Zugang zum Sozialschutz für alle
Erwerbstätigen weiterhin auf der europapolitischen Agenda bleiben.
Hintergrund
Die 2017 von der
Europäischen Kommission, dem Europäischen Parlament und den Mitgliedstaaten
proklamierte Europäische Säule sozialer Rechte war eine Herzensangelegenheit
des amtierenden Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker und ist damit eine
seiner größten Errungenschaften. Die Verwirklichung der in der Säule
festgelegten 20 Grundsätze und Rechte zur Unterstützung gut funktionierender
und fairer Arbeitsmärkte und Sozialsysteme liegt in der gemeinsamen
Verantwortung von Mitgliedstaaten, EU-Institutionen, Sozialpartnern und
sonstigen Akteuren. Die Europäische Kommission hatte in der Folge eine Reihe
von europäischen Initiativen zur Umsetzung vorgelegt. Diese betreffen unter
anderem die Vereinbarung von Beruf und Privatleben für Eltern und pflegende
Angehörige, den Zugang zum Sozialschutz für alle Erwerbstätigen, die Errichtung
einer Europäischen Arbeitsbehörde sowie transparente und verlässliche
Arbeitsbedingungen in der EU.
Mit der Konferenz zur „Zukunft der Arbeit“ wollte die EU-Kommission die Debatte über die zukünftige Arbeitswelt und den zu bewältigenden Herausforderungen vertiefen.