
Die Zukunft der EU nach den Europawahlen
EU-Parlament thematisiert künftige europapolitische Herausforderungen.
IF – 04/2019
Wie können wir Europa weiter voranbringen?
Wie geht es mit der Europäischen Union nach den Europawahlen weiter? Mit diesen
Fragen beschäftigen sich viele Akteure in Brüssel. Auch das Europäische Parlament
hat sich mit dem Thema intensiv auseinandergesetzt. Der im Februar im Europäischen
Parlament abgestimmte Initiativbericht von Berichterstatter Jáuregi Atondo (S&D, ES) thematisiert gesellschaftspolitische
Einflüsse auf die vergangene und auch künftige Europapolitik.
Die letzten Jahre waren geprägt von intensiven
Debatten über Migration, Terrorismus und Sicherheit, Digitalisierung, Klimawandel,
Vollendung der Wirtschafts- und Währungsunion. Aber auch zahlreiche sozialpolitische Themen standen auf der
Tagesordnung. Insbesondere die Säule
sozialer Rechte, die als Kompass für eine erneuerte Aufwärtskonvergenz in
Richtung besserer Arbeits- und Lebensbedingungen in der Europäischen Union dienen
soll, stand im Mittelpunkt der Diskussionen.
Nach Auffassung des Europäischen Parlaments
müssen diese Herausforderungen jetzt auf
europäischer Ebene gemeinsam optimiert und weiterentwickelt werden. Daher soll
die Europäische Union im Einklang mit den Interessen der Mitgliedstaaten weitere
Maßnahmen zur Verbesserung des innereuropäischen Zusammenhalts ergreifen.
Darüber hinaus sollten Rahmenbedingungen geschaffen werden, um den
Unionsbürgern optimale Lebens- und Arbeitsbedingungen, wie bestmöglichen Arbeitsschutz
und faire Entlohnung, zu ermöglichen.
Darüber hinaus beschäftigt sich der Bericht auch
mit der Frage der Optimierung europäischer Gesetzgebungsprozesse im sozialen Bereich. Hier
könnte ein Umschwenken der Beschlussfassung vom bisher teilweise angewendeten
Prinzip der Einstimmigkeit zur Entscheidungsfindung mit qualifizierter Mehrheit
angedacht werden. Dies würde nach Auffassung der Europaabgeordneten zur
Beschleunigung von Gesetzgebungsprozessen führen. Ein Anliegen, das auch die
Kommission verfolgt (siehe hierzu Bericht 04/2019).
Weitere Lösungsansätze der Europaabgeordneten
für Europas Zukunft wären die Förderung von wirtschaftlicher und sozialer
Konvergenz durch weitere Reformbestrebungen in der Wirtschafts-,
Steuer- und Arbeitsmarktpolitik. In der Sozialpolitik werden weitere Verbesserungen und die Umsetzung der Säule sozialer Rechte angestrebt, die auch vom nächsten Parlament weiterverfolgt werden. Um
die Umsetzungen dieser Ziele auch finanzieren zu können, brauche es einen ausgeglichenen
EU-Haushalt und ein beständiges Euro-Währungsgebiet, um langfristig Stabilität
und fortwährend Wachstum in Europa sicherzustellen.
Mahnend fordert der Bericht den Umgang mit
demokratie- und europafeindlichen Tendenzen innerhalb der Mitgliedstaaten. Neben dem erwarteten Einzug von
zunehmend antieuropäischen Europaabgeordneten in das neue
Parlament, werden
voraussichtlich auch die Christdemokraten (EVP) und Sozialdemokraten (S&D)
erstmals ihre gemeinsame Parlamentsmehrheit verlieren.
Auch fordert der
Bericht die Einhaltung des „Spitzenkandidatenprozesses“ laut dem Vertrag von
Lissabon. Denn nur wer auch im Wahlkampf als Spitzenkandidat einer europäischen
Fraktion antritt, könne sich für das Amt des Präsidenten der Kommission
bewerben.
Es bleibt spannend, wie sich das nächste Parlament und die neue
Kommission inhaltlich und personell formieren werden.