Eine Amtsübergabe mit gut gemeinten Ratschlägen
EU-Kommission reflektiert über vergangene Erfolge.
IF – 05/2019
Das letzte informelle Staats- und Regierungstreffen in dieser Legislaturperiode fand am 9. Mai 2019 in Sibiu
unter rumänischer Ratspräsidentschaft statt. Die scheidende Juncker-Kommission nutzte
die Gelegenheit, um noch einmal mediale Aufmerksamkeit zu erhalten. Sie veröffentlichte
daher im Vorfeld des Gipfels eine Gesamtschau der bisher erreichten Erfolge der
letzten Legislaturperiode in Form einer Mitteilung „Europa im Mai 2019: Vorbereitungen für eine enger, vereinte stärkere und demokratischere
Welt“. Die Mitteilung soll als Wegweiser für die neue Kommission dienen, um an
bisherige Erfolge anzuknüpfen und verschiedene Politikfelder wie den
Klimaschutz und die Stärkung der Eurozone in den Vordergrund zu rücken.
Die Mitteilung widmet sich der letzten strategischen
Agenda 2015-2019 mit 10 Prioritäten für ein starkes und geeintes Europa und baut somit auf bisherige
Kernthemen auf. Gegenwärtig waren Themen wie Beschäftigungswachstum und
Wettbewerb, Schutz und Sicherheit für Unionsbürger, Ausbau der Energieunion,
Sicherstellen von dauerhaftem Frieden und die Positionierung der EU als starken
globalen Partner auf der europapolitischen Agenda.
Was wurde erreicht?
Unter den 20 wesentlichsten Errungenschaften
findet sich neben den Europäischen Fonds für Investitionen, dem Stabilitäts-
und Wachstumspakt, dem Verbot von Einwegkunststoffen und dem Handelsabkommen mit
Japan (JAFTA) und Kanada (CETA) die Einführung der Europäischen Arbeitsbehörde
als einzig sozialpolitischer Erfolg wieder.
Insgesamt legte die Juncker-Kommission in den
letzten fünf Jahren 471 neue Legislativvorschläge vor, davon wurden 348 wurden
vom Europäischen Parlament und vom Rat angenommen oder gebilligt. Juncker selbst
empfiehlt der neuen Kommission, sich auf wenige, aber dafür entscheidende Aufgaben
zu fokussieren. Zwar habe die EU die Wirtschafts- und Griechenlandkrise erfolgreich
überwunden, auch aufgrund spürbarer Aufwärtskonvergenz, aber der allgemeine
Wohlstand ist zwischen den Unionsbürgern noch ungleich verteilt. Auch stellte er
fest, dass die Sozialpolitik einen höheren Stellenwert erhalten solle.
Was blieb bisher ungelöst?
In der Mitteilung werden auch ungeklärte Aufgaben genannt. Diese werden
in der nächsten Legislaturperiode auf den Verhandlungstisch kommen. So sucht
die EU nach wie vor Lösungen für einen ausgeglichenen Haushalt, eine Reform
eines europäischen Asylsystems, moderne Steuervorschriften, um Geschäfte im
Binnenmarkt zu vereinfachen und multinationalen Konzernen aufgrund Steuerumgehung
Einhalt zu gebieten.
Offen blieb bisher auch die Reform der Koordinierung der
Systeme der sozialen Sicherheit. Der Kommissionsvorschlag von Dezember 2016
konnte aufgrund fehlenden Einvernehmens zwischen den Mitgliedstaaten nicht
angenommen werden, siehe News 04/2019.
Welche Zukunftsaussichten und Prioritäten die neue Europäische
Kommission den Unionsbürgern versprechen wird, bleibt abzuwarten.