
Deutschland im Europäischen Semester
Viel zu Rente, wenig zu Gesundheit.
Dr. Sch.-W. – 06/2019
Die an Deutschland gerichteten Länderspezifischen
Empfehlungen bieten wenig Anlass für Überraschung, wobei allerdings diesmal
wieder die Alterssicherung ins Visier genommen wird. Unter anderem geht es um:
- Steuerliche Entlastung des Faktors Arbeit;
- Vermeidung
von Fehlanreizen, die einer Aufstockung der Arbeitszeit entgegenwirken,
darunter die hohe Steuer- und Abgabenbelastung für Gering- und
Zweitverdiener;
- Einleitung
von Maßnahmen zur Sicherung der langfristigen Tragfähigkeit des
Rentensystems unter Aufrechterhaltung eines hohen Rentenniveaus;
- Förderung
eines höheren Lohnwachstums.
Sozialversicherungsbeiträge besonders hoch
Es wird kritisiert, dass die Sozialversicherungsbeiträge der
Arbeitnehmer zwei Dritteln der Gesamtbelastung ausmachten und damit im
internationalen Vergleich besonders hoch seien. Demgegenüber gehöre das
Umweltsteueraufkommen in Relation zum BIP zu den niedrigsten in der EU.
Auffällig ist schließlich die Ermahnung, einen größeren Schwerpunkt auf
bezahlbaren Wohnraum zu legen. Hier liege Deutschland im europäischen Vergleich
hinten.
Das Reallohnwachstum sei nach wie vor bescheiden. Vor allem
liege der Anteil der Geringverdiener mit 22,5% (2017) nach wie vor erheblich
über dem EU-Durchschnitt.
Staatssekretär Schmachtenberg erläuterte in der Ratssitzung
vom 13. Juni, dass Deutschland zwar gute Ergebnisse bei der Beschäftigungsrate
erzielt habe, bei der Armutsbekämpfung jedoch hinter den eigenen Zielen
zurückgeblieben sei. In den Empfehlungen findet sich dieses Thema vor allem im
Zusammenhang mit dem Armutsrisiko bei Kindern gering qualifizierter Eltern
wieder. Dieses liege deutlich über dem EU-Durchschnitt.
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