
Der Kampf geht weiter
Der Rat weist den Weg, Europa zur Vorreiter-Region bei der Bekämpfung von antimikrobiellen Resistenzen zu machen.
UM – 07/2019
Antimikrobielle
Resistenzen (AMR) gehören zu den schwerwiegenden grenzüberschreitenden Gesundheitsgefahren,
die ein gemeinsames Handeln in der EU erfordern. Der Rat der Europäischen Union
(EU) hat am 14.
Juni dieses Jahres die seines Erachtens notwendigen Schritte markiert, um die
EU zu einer Vorreiter-Region bei der Bekämpfung von (AMR) zu machen.
Grundlage ist
der aktuelle Europäische Aktionsplan zur Bekämpfung antimikrobieller
Resistenzen im Rahmen des Konzeptes „Eine Gesundheit“, der von der Europäischen
Kommission am 29. Juni 2017 verabschiedet worden ist. Der „Eine Gesundheit“-Aktionsplan
nimmt – anders als sein Vorgänger in den Jahre 2011 bis 2016 – über reine
Antibiotika-Resistenzen hinaus auch Virostatika, Antimykotika und Antiprotozoen
ins Visier und dieses übergreifend bei Menschen, Tieren und Umwelt (siehe dazu
auch News 7-2017).
Handlungsbedarf ist gegeben
Der Rat ist weiterhin
sehr besorgt. 33.000 Todesfälle gebe es jährlich in der Europäischen Union
infolge von Infektionen allein mit antibiotikaresistenten Erregern. Nach
Schätzungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
(OECD) würden AMR jährliche Kosten in Höhe von 1,1 Milliarden Euro verursachen,
sollte nicht wirksam gegengesteuert werden und sollten die AMR-Raten
entsprechend der OECD-Prognosen steigen. Eine Zunahme der Todesfälle sei dann
programmiert. Im Übrigen stünden 75 Prozent der Krankheitsfälle durch
Infektionen mit resistenten Erregern in direktem Zusammenhang mit
therapieassoziierten Infektionen. Über die schwerwiegenden Folgen für die
Gesundheit von Menschen und Tieren hinaus wirke sich dies auch negativ auf die
Umwelt, die Lebensmittelerzeugung und auf das Wirtschaftswachstum aus.
Explizit
verweist der Rat auf die Notwendigkeit einer stärkeren Zusammenarbeit zwischen
Mitgliedstaaten, Kommission und pharmazeutischer Industrie. Das Marktversagen
hinsichtlich der Antibiotikaentwicklung sei besorgniserregend. Hier bedürfe es
einer EU-weiten und globalen Koordinierung und Zusammenarbeit bei Forschungsprogrammen
und Anreizen. Investitionen in gesundheitspolitische Maßnahmen könnten die
Belastung der Gesellschaft erheblich verringern.
Neue Impulse erforderlich
Hier sei die
Rolle von Impfungen nicht zu unterschätzen, weshalb die Erforschung und
Entwicklung neuer Impfstoffe gegen Pathogene, bei denen Antibiotikaresistenzen
eine Rolle spielen, unterstützt werden müssten. Der Erfolg der weltweiten Bekämpfung
von AMR hänge maßgeblich davon ab, in der Zusammenarbeit von EU-Organen und
Mitgliedstaaten in internationalen Gremien, aber auch regional und bilateral,
neue Impulse zu setzen.
Der Rat fordert
die Kommission auf, die Mitgliedstaaten weiter bei der Umsetzung sektorenübergreifender
nationaler Aktionspläne und -strategien zu unterstützen und die dafür
vorgesehenen Mittel aufzustocken. Die Mitgliedstaaten sind gefordert,
gegebenenfalls weitere Regulierungsmaßnahmen in Betracht zu ziehen, um den rezeptfreien
Verkauf von antimikrobiellen Mitteln weiter zu beschränken.