Antibiotikaresistenzen
Trotz Fortschritten bei Veterinärfragen deutet wenig auf eine Verringerung der Gesundheitsbelastungen durch Antibiotikaresistenzen hin.
UM – 12/2019
Die Europäische Union (EU) verfolgt bei der Bekämpfung
antimikrobieller Resistenzen einen ganzheitlichen „One-Health“-Ansatz, der die
Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt gleichermaßen in den Blick nimmt. Dies
ist wegen der vielen wechselseitigen Bezüge und Beeinflussungen sinnvoll. Folgt
man einem Sonderbericht des Europäischen Rechnungshofes, deutet aber wenig darauf hin, dass die
Gesundheitsbelastungen durch Antibiotikaresistenz insgesamt verringert werden
konnten.
Nachweisbare Ergebnisse fehlen
Der Rechnungshof prüfte, ob die Kommission und die zuständigen
EU-Agenturen – hier das Europäische Zentrum für die Prävention und die
Kontrolle von Krankheiten (ECDC) – ihre Ressourcen zur Bekämpfung der
Antibiotikaresistenz gut verwaltet haben. Er prüfte auch, ob der Rahmen für
einen umsichtigen Einsatz im Veterinärbereich und für die Überwachung der
Antibiotikaresistenz in Lebensmitteln sachgerecht angewendet und wie die
einschlägige Forschung unterstützt wurde. Er kommt zu dem Schluss, dass weder
von den Mitgliedstaaten noch von der Kommission Ergebnisindikatoren konsequent
verwendet wurden, die Daten zu therapieaassoziierten Infektionen lückenhaft und
die Kenntnisse über Resistenzen in der Umwelt unzureichend waren.
Unerbetener Besuch?
Es gibt aber Teilerfolge: Die Abgabe von antimikrobiellen
Tierarzneimitteln ging im Zeitraum von 2011 bis 2016 um 20 Prozent zurück. Sie
ist aber nach Ansicht des Rechnungshofes immer noch zu hoch und bei den Mitgliedstaaten
unterschiedlich stark. Das ECDC führte Länderbesuche durch, um nationale
Behörden im Kampf gegen Resistenzentwicklungen zu unterstützen. Diese Besuche
finden „auf Antrag“ statt, sollen aber einen erheblichen Einfluss auf die
Entwicklung von geeigneten Maßnahmen in den betroffenen Mitgliedstaaten haben. Leider
hätten die meisten Mitgliedstaaten keinen Besuch beantragt. Hier sei nach oben
hin noch Luft.
Fördermittel gezielter einsetzen
Optimierungspotential soll es auch bei der Vergabe von
Fördermitteln geben. Die Bekämpfung von Resistenzen sei eine gute Investition,
da sich Todesfälle vermeiden und Kosten einsparen ließen. Zwar würde viel Geld
aus den Strukturfonds in Gesundheitsprojekte fließen, für den aktuellen
Programmplanungszeitraum wäre aber keine strategische Investitionspriorität ausgelobt
worden. Von 7.404 Gesundheitsprojekten zwischen 2014 und 2018 hätten
nur zwei Projekte einen spezifischen Bezug zu Antibiotikaresistenzen gehabt. Die
Einbeziehung des EU-Gesundheitsprogramms in den Europäischen Strukturfonds Plus
(ESF+) könnte eine Chance sein, diese Defizite zu beheben und mehr
Synergien zwischen Finanzierungsinstrumenten und Investitionen zu erzielen.