Alterung führt zu höheren öffentlichen Ausgaben – vor allem im Gesundheitssektor
Bericht über die Auswirkungen des demographischen Wandels.
Dr. S-W – 06/2020
Ein Bericht der EU-Kommission vom 17. Juni 2020 zu den Auswirkungen des
demographischen Wandels beleuchtet zunächst die Triebkräfte des
demographischen Wandels und untersucht dann Instrumente, die dazu
beitragen können, die Menschen durch den Wandel zu begleiten.
Am Anfang stehen die bekannten Faktoren, die zum Alterungsprozess der
Gesellschaften beitragen. Es wird nach wie vor von einem ansteigenden
Trend bei der Entwicklung der Lebenserwartung ausgegangen: Bis zum Jahr
2070 86,1 Jahre für Männer und 90,3 Jahre für Frauen im europäischen
Durchschnitt. Auch die COVID-Pandemie werde daran nichts ändern. Die
Zahl der zu erwartenden gesunden Lebensjahre der heute Geborenen gehe
ebenfalls nach oben: auf 64,2 Jahre für Frauen und 63,7 Jahre für
Männer. Zwar seien Geburtenraten in den letzten Jahren relativ stabil,
reichten aber gleichwohl nicht aus, um die Bevölkerungsgröße ohne
Migration aufrecht zu erhalten. Sorge bereite vor allem der zu
erwartende Rückgang der Erwerbsbevölkerung; sie werde bis zum Jahr 2070
um 18% schrumpfen.
Daher komme es vor allem darauf an, die Beschäftigungsquote der
Frauen zu steigern. Im Jahr 2019 betrug das geschlechtsspezifische
Beschäftigungsgefälle 12%. Hinzu kommt, dass im selben Jahr drei von
zehn erwerbstätigen Frauen nur in Teilzeit tätig waren, viermal so viel
wie bei den Männern. Immer noch gehe es um die Herausforderung, Berufs-
und Erwerbsleben miteinander zu vereinbaren. Darüber hinaus müssten die
Menschen länger arbeiten; dieses Thema werde die Kommission im (Anfang
2021) anstehenden Grünbuch zum Thema Altern genauer beleuchten.
Ein eigener Abschnitt wird dem Thema „Gesundheit und Langzeitpflege“
gewidmet. Wegen des steigenden Anteils der über 65-Jährigen würden
chronische Erkrankungen zunehmen und sich die Nachfrage nach
Gesundheits- und Langzeitpflegediensten erhöhen. Werde politisch nicht
gegengesteuert, müssten die langzeit-pflegebedürftigen Menschen
möglicherweise einen höheren Anteil der Kosten selbst übernehmen.
Insgesamt werde ein älteres Europa den Druck auf die öffentlichen
Haushalte erhöhen; die Gesamtkosten der Bevölkerungsalterung werden bis
2070 auf 26,6% veranschlagt. Zwar werde der größte Teil in
Gesundheitswesen und Langzeitpflege fließen, aber auch bei den
Alterssicherungssystemen sei bis 2040 ein Anstieg zu verzeichnen. Wegen
der zurückgelegten Rentenreformen würden diese Kosten dann aber
langsamer steigen als das BIP, so dass ihr Anteil anschließend wohl
wieder auf den Stand von 2016 sinken werde. Wichtig: Bei den meisten
Projektionen wurde für das erwerbsfähige Alter eine Obergrenze von 65
Jahren zugrunde gelegt. Da die Menschen aber wohl länger arbeiten
müssten, könnten sich die Ergebnisse der Projektionen noch signifikant
ändern.
Eine ausführliche Darstellung erfahren schließlich die regionale und
lokale Dimension sowie die Wechselwirkungen mit dem grünen und digitalen
Übergang. Dies geht einher mit der Ankündigung einer „langfristigen
Vision für ländliche Gebiete“.
Der Bericht – COM(2020) 241 final vom 17.6.2020 - ist hier
zugänglich:
Er wird durch ausführliche statistische Studien unterlegt; man findet
sie in einem (nur in englisch verfügbaren) Arbeitspapier der
Kommission: