Pharmazeutische Strategie
Bis zum Jahresende will EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides den Entwurf für eine europäische Arzneimittelstrategie vorlegen.
UM – 07/2020
Die pharmazeutische Strategie soll einen ganzheitlichen Ansatz
verfolgen. Dies geht aus dem Fahrplan hervor, den die Europäische
Kommission am 2. Juni veröffentlicht hat. Die Konsultationsphase endete
am 7. Juli.
Legislative Schritte sollen folgen
Im Vordergrund werden zunächst nicht-legislative Maßnahmen stehen.
Eine Überarbeitung und Weiterentwicklung der Arzneimittelgesetzgebung
soll erst später erfolgen. Inhaltlich geht es darum, den Zugang und die
Verfügbarkeit von Arzneimitteln zu verbessern, deren Bezahlbarkeit
sicherzustellen, die Innovationsfähigkeit der Pharmaindustrie zu fördern
und deren Wettbewerbsfähigkeit auf den Weltmärkten zu erhalten.
Offen ist, welche Arzneimittel essentiell sind
Die Covid-19-Pandemie hat die Abhängigkeiten von Märkten in
Drittländern deutlich spürbar gemacht. Der Ruf nach einer strategischen
Unabhängigkeit Europas ist lauter geworden; zuletzt in einer fraktionsübergreifenden Entschließung des Europäischen Parlaments (Antrag hier). Er wird auch von Deutschland
geteilt und gilt im Besonderen für Arzneimittel und Wirkstoffe, die für
die Versorgung essentiell sind. Welche das sind, dazu gibt es noch
keinen Konsens. Die deutsche Ratspräsidentschaft kann nun den Impuls
setzen, diese Frage zu klären.
Europas Stärke ist der Binnenmarkt
Arzneimittel sind besondere Produkte. Ihre Verfügbarkeit ist für die
Versorgung der Menschen, die ihrer bedürfen, zu jeder Zeit
sicherzustellen. Das reibungslose Funktionieren des Binnenmarktes ist
deshalb für die Versorgung der Menschen in Europa von entscheidender
Bedeutung. Das gilt auch für den Umgang mit Lieferengpässen, die nach
Einschätzung von Fachleuten in den letzten Jahren zugenommen haben.
Doch nicht jeder Lieferengpass ist ein Versorgungsengpass. Oft
existieren therapeutische Alternativen, auch im EU-Ausland. Ein
gemeinsames, europäisches Meldesystem könnte hier die notwendigen
Informationen zeitnah bereitstellen und Engpässe auffangen. Der Import-
und Export von Arzneimitteln und Wirkstoffen ist unter Beachtung der
notwendigen Auflagen zur Produkt- und Patientensicherheit möglichst
reibungslos zu gestalten. Dazu sind die rechtlichen Rahmenbedingungen zu
überprüfen und weiterzuentwickeln.
Me-too-Präparate gibt es mehr als genug
Die EU will auch in die Erforschung neuer Therapieansätze
intensivieren. Die Forschungsinhalte müssen sich am Patientennutzen
ausrichten. Neue Arzneimittel und Arzneimittelwirkstoffe müssen
bedarfsnotwendig sein und einen echten therapeutischen Mehrwert stiften.
Sonst sind die Investitionen fehlgelenkt.
Die
Arzneimittelstrategie ist Teil der Industriestrategie. Dennoch müssen
die Versorgungsinteressen im Vordergrund stehen. Die DSVAE setzt sich
deshalb in ihrer Stellungnahme zum vorliegenden Fahrplan für eine
bedarfsorientierte Arzneimittelpolitik ein, die die Interessen der
Patientinnen und Patienten fest in den Blick nimmt.