Stärkung der Rolle der EU zur Verbesserung der öffentlichen Gesundheit
Europa auf dem Weg zu einer Gesundheitsunion?
RB – 07/2020
Die Covid-19-Pandemie hat gezeigt, dass kein
Gesundheitssystem die Herausforderungen einer solchen Gesundheitskrise alleine
bewältigen kann. Es sei daher jetzt der richtige Zeitpunkt zu reflektieren, in
welchen Bereichen Maßnahmen verstärkt werden müssen, um die EU vor zukünftigen
grenzüberschreitenden Gesundheitsgefahren zu schützen - so Kommissarin
Kyriakides am Vortag der Abstimmung zur „Strategie der EU im Bereich der öffentlichen Gesundheit für die Zeit nach der
COVID-19-Pandemie“ in der Debatte im Europäischen Parlament.
Strategien zur Stärkung der öffentlichen Gesundheit
Die am 10. Juli 2020 mit großer Mehrheit der
Europaabgeordneten angenommene Entschließung des Parlaments greift diesen Gedanken
auf und fordert die Mitgliedstaaten und die Europäischen Institutionen auf, die
richtigen Lehren aus der COVID-19-Krise zu ziehen und die Zusammenarbeit zur
Bewältigung grenzüberschreitender Gesundheitsgefahren deutlich zu verbessern.
Die Mitglieder des Europäischen Parlaments begrüßen die
Aufstockung des mehrjährigen Finanzrahmens auf 9,4 Milliarden Euro für das
eigenständige Gesundheitsprogramm EU4Health. Wir
berichteten im Newsletter 6/2020.
Dies sollte jedoch als langfristige Investition und Verpflichtung Bestand
haben.
Zur Verbesserung des Krisenmanagements besteht die Forderung,
das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC)
mit einem überarbeiteten Mandat und die EMA mit einer wichtigeren Rolle zur
Überwachung und Verhinderung von Arzneimittelengpässen auszustatten. Darin
sieht auch die Kommissarin Kyriakides Möglichkeiten. Auf der Pressekonferenz
zum informellen Treffen der Gesundheitsminister am 16.07.2020 griff sie diesen
Aspekt der Ausstattung des ECDC und der EMA mit stärkeren Mandaten für
proaktives Handeln in Krisensituationen auf.
Ergänzend wird die Kommission aufgefordert, die Schaffung
eines Europäischen Gesundheitsreaktionsmechanismus (EHRM) vorzuschlagen. Der
EHRM soll auf alle Arten von Gesundheitskrisen reagieren, die Koordinierung auf
EU-Ebene stärken und die Bildung sowie Auflösung strategischer Reserven für
Arzneimittel und medizinische Ausrüstung überwachen.
Die weiterhin bestehende Infektionssituation erfordert
wachsames Handeln und umsichtige Maßnahmen der Prävention und Bekämpfung von Infektionen.
Europäische Kommission, Mitgliedstaaten und globale Partner werden
aufgefordert, für einen zügigen, gleichberechtigten und finanzierbaren Zugang
zu künftigen COVID-19-Impfstoffen und Behandlungen weltweit zur sorgen, sobald
diese verfügbar sind. Zur Vermeidung von Wettbewerb unter den Mitgliedstaaten
und für einen gleichberechtigten und erschwinglichen Zugang zu COVID-19-Impfstoffen
und –Behandlungen, fordern die Mitglieder des Europäischen Parlaments die
Nutzung des gemeinsamen Vergabeverfahrens der EU.