Kommt Bewegung in die Gleichstellung der Geschlechter?
Trio-Präsidentschaft und EWSA bekräftigen die Dringlichkeit weiterer Maßnahmen.
JS – 08/2020
Im Juli dieses Jahres hat die deutsche Bundesfrauenministerin
Dr. Franziska Giffey zusammen mit ihrer portugiesischen Amtskollegin, Mariana
Vieira da Silva, und ihrem slowenischen Amtskollegen, Janez Cigler Kralj, die Erklärung für mehr Geschlechtergerechtigkeit in Europa unterzeichnet.
In dieser Erklärung verpflichten sich die drei Mitgliedstaaten,
im Bereich der Geschlechtergerechtigkeit eng zusammenzuarbeiten. Unter anderem
setzen sie sich dafür ein, die negativen Folgen der COVID-19-Pandemie für
Frauen abzumildern. Zudem soll das EU-weite Hilfesystem für von Gewalt
betroffene Frauen ausgebaut werden. Außerdem machen sie sich dafür stark, den
Gender Pay Gap in Europa zu reduzieren und geschlechtsspezifische Stereotype
und Rollenbilder zu wandeln.
Deutschland, Portugal und Slowenien bilden die aktuelle
Trio-Präsidentschaft von Juli 2020 bis Sommer 2021. Mit dem gemeinsamen Programm
fokussieren sie auf wichtige, gemeinsame Anliegen.
Strategie für die Gleichstellung der Geschlechter 2020-2025 der EU-Kommission
Der Gender Pay Gap ist ein wichtiger Aspekt in der Strategie für die
Gleichstellung der Geschlechter 2020-2025 der EU-Kommission (siehe
News April 2020). Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) hat
nun gefordert,
dass die EU-Kommission ihre Fünfjahres-strategie für die Gleichstellung aktualisiert
und unverzüglich umsetzt, um eine Verstärkung der Ungleichbehandlung von Frauen
und Männern durch die Pandemie zu verhindern.
Der EWSA ist ein beratendes Gremium, das Vertreterinnen und
Vertretern der wirtschaftlichen und sozialen Gruppen Europas und anderen eine
formelle Plattform bietet, um ihre Standpunkte zu EU-Themen darzulegen. Seine
Stellungnahmen sind an den Rat, die Europäische Kommission und das Europäische
Parlament gerichtet.
"Mit COVID-19 sind Frauen zunehmend von Gewalt, Armut,
vielfältigen Formen der Diskriminierung und wirtschaftlicher Abhängigkeit
bedroht. Die Strategie sollte unverzüglich umgesetzt werden, um zu verhindern,
dass Frauen weiterhin den Preis für die Pandemie zahlen", erklärte die
Berichterstatterin für die Stellungnahme des EWSA, Giulia Barbucci.
Die Krise hat das zum Teil eklatante geschlechtsspezifische
Lohngefälle erneut aufgezeigt. Deshalb
begrüßt der EWSA die Ankündigung der Kommission, bereits in diesem Jahr
verbindliche Maßnahmen zur Transparenz der geschlechtsspezifischen Entlohnung
einzuführen.
Ein weiterer, anhaltender Mangel ist die ungleiche
Beteiligung von Männern und Frauen an Entscheidungsprozessen. Der EWSA fordert
daher, die Erörterung der Richtlinie zur Verbesserung der Gleichstellung der
Geschlechter in den Vorständen von Unternehmen fortzusetzen.
Die Trio-Präsidentschaft kann dies vorantreiben
Die Richtlinie wurde bereits 2012 durch die Kommission vorgelegt, bisher aber im Rat blockiert;
auch von Deutschland. In der Vorstellung des Programms der deutschen
Ratspräsidentschaft im Europäischen Parlament erklärte Ministerin Giffey nun Anfang
Juli, dass die Richtlinie in der EU vorangebracht werden soll.