Wie kann eine zweite Infektionswelle vermieden werden?

RB – 08/2020

Zur Eindämmung der Verbreitung des Corona Virus wurden in ganz Europa enorme Anstrengungen unternommen. Die national umgesetzten Maßnahmen der öffentlichen Gesundheit haben dazu beigetragen, die Zahl der Neuinfektionen soweit zu senken, dass eine schrittweise Aufhebung der verhängten Beschränkungen möglich ist. Aus den Erfahrungen der ersten Infektionswelle ruft die Kommissarin für Gesundheit, Stella Kyriakides, zu „Wachsamkeit, Vorsorge und Koordinierung“ auf, um erneute großflächige Ausbrüche zu vermeiden. Zur Vermeidung großflächiger Ausbrüche, hat die Europäische Kommission kurzfristige Vorsorgemaßnahmen der EU veröffentlicht.

Testen, Kontaktnachverfolgung, Überwachung

Während die Maßnahmen zum Infektionsschutz schrittweise gelockert werden, wird die Beobachtung der öffentlichen Gesundheit zentral. Zur Beobachtung von Infektionsverläufen und zur Früherkennung potentiell infektiöser Personen ist der Ausbau ausreichender Testkapazitäten von wesentlicher Bedeutung. Sie sind eine wertvolle Hilfe, um örtlich begrenzte Ausbrüche unter Kontrolle zu halten und um weiträumige Ausgangsbeschränkungen zu vermeiden.

Als geeignetes Mittel zur Erkennung und Unterbrechung von Infektionsketten haben sich standardisierte Verfahren zur Kontaktnachverfolgung und mobile Anwendungen (Apps) als ergänzendes Element etabliert. Unter Einhaltung des geltenden Datenschutzrechts und Wahrung der Privatsphäre, sind inzwischen nationale Apps im Einsatz. In einem nächsten Schritt soll die Interoperabilität dieser Anwendungen hergestellt werden. Der Durchführungsbeschluss (EU) 2019/1765 der Kommission wurde entsprechend geändert, welcher die Infrastruktur zur Interoperabilität von Mobil-Apps zur Kontaktnachverfolgung und Warnung unterstützt.

Zur Überwachung der öffentlichen Gesundheit werden Parameter empfohlen, welche unter anderen die Intensität und geografische Ausbreitung, die Virusstammveränderung, nosokomiale Ausbrüche, Atemwegssyndrome oder Auswirkungen auf Gesundheitssysteme umfassen. Diese und weitere epidemiologischen Informationen müssen zeitnah und standardisiert ausgetauscht werden.

Medizinische Gegenmaßnahmen

Die globale Gesundheitskrise hat sich negativ auf das Funktionieren des EU-Binnenmarktes ausgewirkt. Zu Beginn der Pandemie war der Zugang zu persönlicher Schutzausrüstung, Medizinprodukten und im zeitlichen Verlauf auch zu Arzneimitteln erschwert. Diesen Problemen hat die Europäische Kommission über gemeinsame Beschaffungsverfahren in Dringlichkeitssituationen und strategischer Bevorratung (rescEU) entgegengewirkt. Darüber hinaus wurden Leitlinien zu Ausfuhrbeschränkungen und zur optimalen und rationalisierten Versorgung mit Arzneimitteln angenommen.

Verringerung der Belastung durch die saisonale Grippe

Bereits die saisonale Grippe stellt für die Gesundheitssysteme eine Belastung dar. Ein gleichzeitiger Ausbruch der Influenza und COVID-19 würde die Gesundheitssysteme zusätzlich unter Druck setzen. Dies ist zu vermeiden, indem Maßnahmen zur Verringerung der Belastung durch die saisonale Grippe geprüft und umgesetzt werden. Zum Beispiel durch eine Ausweitung und zeitlich vorgezogenen Start der Impfkampagnen in den Mitgliedstaaten und zusätzliche nationale Beschaffung von Grippeimpfstoffen.

Diese und weitere Maßnahmen sollen dazu beitragen, dass die EU für ein etwaiges Wiederaufflammen von COVID-19 vorbereitet ist und zielgerichtete Maßnahmen frühzeitig umgesetzt werden. Eine ausführliche Beschreibung kurzfristiger Vorsorgemaßnahmen können Sie hier nachlesen.