Resilienz als Kompass für die EU-Politik
Strategische Vorausschau 2020 der EU-Kommission veröffentlicht.
JS – 09/2020
Die Europäische Kommission hat am 09. September ihre erste strategische
Vorausschau veröffentlicht (bisher
nur auf Englisch). Die darin enthaltenden Ansätze sollen in wichtige politische
Initiativen und die Arbeitsprogramme der Kommission einfließen. Dadurch soll eine einheitliche Richtung der Strategie besser gesteuert werden.
Nachdem die COVID-19-Pandemie die Schwachstellen der EU
aufgezeigt hat, enthält die strategische Vorausschau insbesondere ein Konzept für
die Verbesserung der Widerstandsfähigkeit der EU. Die EU-Kommission möchte ihre Maßnahmen „faktengestützt,
zukunftssicher und auf Resilienz“ ausrichten, erklärte Vizepräsident
Maroš Šefčovič. Die Vorausschau nennt Resilienz als „neuen Kompass für die
EU-Politik“.
Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen
führte aus: „In diesen schwierigen Zeiten müssen die politischen
Entscheidungsträger ihren Blick weit in die Zukunft richten. Dieser Bericht
zeigt, wie wichtig Resilienz für einen starken und dauerhaften Aufschwung ist.
Wir sind bestrebt, die notwendigen Veränderungen auf nachhaltige, faire und
demokratische Weise herbeizuführen.“
Vier Dimensionen der Widerstandsfähigkeit
Die strategische Vorausschau thematisiert vier Dimensionen
der Widerstandsfähigkeit der EU: die soziale und ökonomische Dimension, die
geopolitische, die grüne und die digitale Dimension.
Die Vorausschau analysiert die Kapazitäten, Schwachstellen
und Chancen jeder der genannten Dimensionen, die die EU-Kommission mittel- bis
langfristig angehen möchte. So will die Kommission sicherstellen, dass
kurzfristige Maßnahmen auf die langfristigen Ziele hinarbeiten und politikübergreifende
Kohärenz gewährleistet ist.
Die strategische Vorausschau 2020 enthält außerdem Modelle
für Resilienz-Übersichten. Anhand dieser Übersichten sollen Mitgliedstaaten und andere Interessenträger erörtern, wie die
Widerstandsfähigkeit am besten überprüft und kontrolliert werden kann. Dies
soll bei neuen Megatrends oder künftigen Herausforderungen dazu dienen, Stärken
und Schwächen auf EU- und Mitgliedstaatsebene schneller erkennen und angehen zu
können.
Jährliche strategische Vorausschauen geplant
Die EU-Kommission plant, jährlich zukunftsgerichtete
strategische Vorausschauen zur Analyse neuer Entwicklungen und
Herausforderungen zu veröffentlichen. Sie sollen dann die Arbeitsprogramme der
Kommission entsprechend begleiten und sich in der jährlichen Rede zur Lage der Union
von Präsidentin von der Leyen widerspiegeln. Die Vorausschauen könnten auch
Themenbereiche für die Konferenz zur Zukunft Europas (wir berichteten in
unserem Newsletter im Juni hier)
bieten.
In der im November 2020 anstehenden ESPAS-Konferenz
(ESPAS – Europäisches System für strategische und politische Analysen) sollen
die wesentlichen Inhalte der strategischen Vorausschau 2021 diskutiert werden.
Es bleibt abzuwarten, ob die Auswirkungen der
COVID-19-Pandemie und die daraus gezogenen Lehren auch die Vorausschau 2021
prägen werden.