Modernisierung der Sozialverwaltung II
IVSS-Konferenz zur Künstlichen Intelligenz
Dr. S-W – 11/2020
In Kooperation mit der polnischen
Sozialversicherungsanstalt ZUS hat die Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit
(IVSS) ein digitales Seminar zur „Künstlichen Intelligenz (KI) im Bereich
der sozialen Sicherheit“ durchgeführt.
Es trat mit einem hohen Anspruch an: Es wollte
in Erfahrung bringen, auf welche Weise KI die Art und Weise beeinflusst, in der
Sozialversicherungsträger ihre Leistungen erbringen.
Dabei geht es vor allem um
die Automatisierung interner Prozesse und die Kommunikation mit den
Versicherten (Chat-Bots). Während das zuletzt genannte Einsatzfeld offenbar Fortschritte verzeichnet, sind die
übrigen Anwendungsfälle noch eher rar.
Estland
So
wurde aus Estland über eine Reihe von Projekten berichtet, bei denen KI zum
Einsatz kommen soll. Hierzu gehören zum Beispiel die Unterbreitung von
Job-Angeboten, medizinische Triage und der bessere Umgang mit dem Risiko eines
Kreislaufstillstands.
Unter dem Logo „KrattAI“ verbirgt sich schließlich die
Vision eines interoperablen Netzwerks von KI-Anwendungen zur stimmbasierten
Kommunikation zwischen Bürgerinnen und Bürgern und Behörden.
Kanada
In Kanada wurden durch
„Maschinenlernen“ trainierte Algorithmen eingesetzt, um in einer sehr
speziellen Fallkonstellation Rentnerinnen und Rentner zu identifizieren, die
Anspruch auf eine bedürftigkeitsgeprüfte Grundrente haben.
Es handelte sich
darum, aus ca. 10 Millionen Anrufen in Call-Zentren nachträglich einige tausend
(vermutete) Fälle herauszufiltern. Ca. 2.000 in diesem Sinne „schutzbedürftige“
Fälle wurden tatsächlich aufgedeckt. Der Erfolg dieses Ansatzes soll Pate
stehen für weitere ähnliche Anwendungen.
Belgien
Aus Belgien wurden eher grundsätzlichere
Überlegungen vorgestellt, und zwar aus dem Bereich der
Arbeitslosenversicherung. Schon vor vier Jahren begann man, den Einsatz von KI
zu prüfen.
Die entscheidende Herausforderung bestand in der Digitalisierung der
bisher nur „analog“ vorhandenen Daten mit Hilfe von Texterkennungssystemen, die
dann einem „Maschinenlernen“ zugänglich gemacht wurden. Die Ergebnisse
vermochten aber noch nicht zu überzeugen. Ziel ist offenbar die weitere
Automatisierung von Vorgängen ohne Qualitätsverlust.
Zur Konferenz geht es hier; die Dokumente sind
allerdings nur Mitgliedern der IVSS zugänglich.